Renaturierung: Statt eines zuvor begradigten und naturfernen Bachlaufs wurde innerhalb von zwei Jahren in Böheimkirchen aus dem Michelbach ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung und ein Lebensraum für Fische und andere Wasserlebewesen.
Ursprünglich war ein reines Hochwasserschutzprojekt mit drei großen Rückhaltebecken geplant. Als die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern scheiterten, entschied man sich stattdessen für eine komplette ökologische Sanierung des Michelbachs. Dieser wies zuvor eine schlechte Wasserqualität auf, war begradigt und mit Wehren verbaut. Die Verbauung hinderte Fische daran, sich frei zu bewegen, wodurch wichtige Lebensräume und Laichplätze für die Fischfauna fehlten.
Ziele der Renaturierung
Hauptziele des Projekts, das 2018 abgeschlossen wurde, waren der Abbau der Wehre, die Einführung von Krümmungen und Kurven im Bachlauf und die Schaffung von Fischaufstiegshilfen. Fische und andere Wasserlebewesen können sich nun wieder im ganzen Fluss bewegen und finden Lebens- und Laichplätze vor. Die Renaturierung des Mistelbachs ist aber auch ein Projekt zur Anpassung an den Klimawandel, weil die Renaturierung aktiv zum Hochwasserschutz beiträgt, die Wasserqualität verbessert und die Wassertemperatur senkt.
Umsetzung mit Bürgerbeteiligung
Das Renaturierungsprojekt, das drei Millionen Euro kostete und durch Bund, Land Niederösterreich und der Gemeinde finanziert wurde, wurde in enger Abstimmung mit der Bevölkerung umgesetzt. Regelmäßige Bürgerforen und Öffentlichkeitsarbeit informierten die Anwohnerinnen und Anwohner über den Fortschritt und bezogen sie aktiv in die Planung ein. So konnten die Bedürfnisse der Bevölkerung bestmöglich berücksichtigt werden – etwa der Wunsch nach einer Freizeitzone am Bach.
“Wir konnten für die Bevölkerung Badebereiche, Grillplätze und eine Ostbaumstraße schaffen. Besonders freut mich, dass unsere gemeinsamen Anstrengungen auch österreichweit Anerkennung fanden: Das Projekt wurde mit dem Neptun Staatspreis für Wasser ausgezeichnet!”
Franz Haunold, Bürgermeister von Böheimkirchen
Darum ist die Renaturierung von Gewässern wichtig:
1. Ökologische Verbesserung:
Viele Gewässer wurden in der Vergangenheit begradigt, verbaut und von ihrer natürlichen Dynamik abgeschnitten. Durch Renaturierung können die ursprünglichen Strukturen und Lebensräume wiederhergestellt werden. Dies fördert die Biodiversität und ermöglicht es Tieren und Pflanzen, wieder Fuß zu fassen.
2. Verbesserung der Wasserqualität:
Oft weisen begradigt Fließgewässer eine schlechte Wasserqualität auf. Durch Renaturierung können die natürlichen Selbstreinigungskräfte des Gewässers gestärkt werden. Außerdem werden Nährstoffeinträge reduziert und die Sauerstoffversorgung verbessert.
3. Hochwasserschutz:
Natürliche Flussläufe mit Überschwemmungsflächen können Hochwasserspitzen abmildern und die Rückhaltung von Wasser verbessern. So werden Siedlungen und Infrastruktur besser vor Überflutungen geschützt.
4. Klimaanpassung:
Renaturierte Gewässer mit Regenrückhaltebecken tragen zur Anpassung an den Klimawandel bei. Sie können Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Trockenheit abfedern und das Mikroklima verbessern.
5. Erholungsfunktion:
Naturnahe Fließgewässer bieten attraktive Freiräume für die Bevölkerung. Sie können als Naherholungsgebiete dienen und die Lebensqualität in den Gemeinden erhöhen.