382 Gemeinden sind in Österreich ohne Nahversorger. Der Unterschied zwischen urbanen Zentren und dem ländlichen Raum ist groß, wie eine Studie der KMU Forschung Austria zeigt. Während in Städten die Zahl der Supermärkte stetig wächst, ging die Zahl der Lebensmitteleinzelhändler im ländlichen Raum um 2% zurück. Im peripheren ländlichen Raum gab es gar einen Rückgang von bis zu 20%. Maßnahmen zur Stärkung der Nahversorgung am Land werden nun von der Politik gefordert.
Kurz noch einen Salat fürs Mittagessen holen, es sind keine Eier für den Marmorkuchen zuhause, oder die Freundinnen haben sich überraschend angekündigt und es muss schnell eine Flasche Wein her: Szenarien, die in urbanen Zentren kein Problem darstellen. Die Nahversorgung ist in Österreich mit 101 Geschäften pro 100.000 Einwohner:innen grundsätzlich gut abgedeckt (Stand: 2022). Eine Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag des Bundesgremiums Lebensmittelhandel zeigt nun allerdings auf, dass sich dabei ein uneinheitliches Bild ergibt. Während in Städten ein stetiger Zuwachs an Lebensmittelgeschäften zu verzeichnen ist, sterben dieselben im ländlichen Raum immer mehr aus.
Appell an die Politik: Maßnahmen zur Unterstützung der Nahversorgung
Insgesamt sind in Österreich 382 Gemeinden ohne Nahversorger. Niederösterreich ist hier das unrühmliche Schlusslicht: 108 Gemeinden haben hier keinen Nahversorger – 126.951 Menschen sind davon betroffen.
Die Thematik verdeutlicht nicht nur das wachsende Ungleichgewicht zwischen städtischen und ländlichen Gebieten, sondern bedeutet für die Einwohnerinnen und Einwohner auch einen Einschnitt in die Lebensqualität. Die Botschaft an die Politik ist daher deutlich: Es müssen Maßnahmen gesetzt werden, um den ländlichen Raum wieder attraktiver zu machen. Dies kann auf unterschiedlichen Ebenen geschehen. Zuletzt ließ die SPÖ Niederösterreich etwa mit dem Versprechen, in jeder Gemeinde die Verfügbarkeit eines Bankomaten sicherzustellen, aufhorchen.
Der Obmann des Bundesgremiums Lebensmittelhandel, Christian Prauchner, appelliert nun im Bereich der Lebensmittelversorgung an die Politik: „Der Lebensmitteleinzelhandel spielt eine Schlüsselrolle in der Nahversorgung und ist ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität in ländlichen Regionen.
Um diese Versorgung langfristig zu sichern, sind zielgerichtete Reformen notwendig.“
Auch SPÖ-Kommunalsprecher LAbg. Wolfgang Kocevar hebt die Wichtigkeit von Nahversorgern am Land hervor:
„Der Lebensmitteleinzelhandel liefert nicht nur eine Versorgungssicherheit mit Gütern des täglichen Bedarfs, sondern ist stets auch ein sozialer Treffpunkt und trägt so Maßgebliches zur Lebensqualität in unseren
Gemeinden bei!”
Weinburg macht’s vor – so geht Nahversorgung am Land
Dass die Nahversorgung im ländlichen Bereich mithilfe der Unterstützung von Politik sichergestellt werden kann, zeigt die Gemeinde Weinburg. Dort kam es aufgrund des mangelnden Interesses von großen Supermarktbetreibern eine Filiale zu eröffnen zu einem Engpass. Daraufhin realisierte die Gemeinde kurzerhand selbst einen Supermarkt und fungiert seitdem als Franchisenehmer. Seit März 2021 betreibt Weinburg die Filiale in Eigenregie, mit Postschalter und Bankomat. Arbeitgeber der Supermarktmitarbeitenden ist ebenfalls die Gemeinde.
Selbstbedienung trifft auf regionale Schmankerl – Leonhardimarkt stärkt die Nahversorgung
Ein weiteres Positivbeispiel aus Niederösterreich ist der Leonhardimarkt in Ollersdorf. Bei dem Markt handelt es sich um ein Selbstbedienungsgeschäft. Das heißt, die Kundinnen und Kunden können von 05:00 Uhr bis 11:00 Uhr eigenständig einkaufen. So wird nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Nahversorgung geleistet, sondern auch regionale Betriebe gestärkt. Zu entdecken gibt es im Markt nämlich Produkte der örtlichen Bäckerei und auch Eigenvermarkter können ihre Waren, nach Absprache mit der Gemeinde, zum Kauf anbieten.