In Trumau, einer kleinen Gemeinde im Bezirk Baden, wird ein traditionsreiches Handwerk bewahrt: die Kunst der Pinselmacherei. Die Zavodsky-Pinselmanufaktur, geführt von Helmut Zavodsky und seiner Familie, ist der letzte Betrieb seiner Art in ganz Österreich. Der Familienbetrieb in Niederösterreich fertigt jährlich etwa 400 000 Pinsel in 2 000 verschiedenen Ausführungen – in Handarbeit.
Tradition im Wandel – Die Geschichte der Pinselmanufaktur Zavodsky
Das Handwerk der Pinselfertigung gilt heute als beinahe ausgestorben. Ein letzter Betrieb führt das einst florierende Gewerbe fort: Die Pinselmacherei Zavodsky. In der Dr. Theodor Körner Straße 49a in Trumau fertigt der Familienbetrieb die letzten Pinsel „made in Austria“. Das war nicht immer so. Bevor das Handwerk in Österreich in den 1980er-Jahren zum freien Gewerbe wurde, war die Ausbildung zum Pinselmacher ein begehrter Beruf mit langer Tradition: Denn das Pinselmachergewerbe besteht seit dem 17. Jahrhundert.
Die Gründung des Betriebs geht auf Helmut Zavodskys Großvater Rudolf Senior zurück. Er erlernte das Handwerk in den 1930er Jahren und gründete das Unternehmen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, nachdem er aus der russischen Gefangenschaft zurückgekehrt war. Bis 1969 waren 89 Mitarbeiter in der Pinselmacherei angestellt. Heute beschäftigt das Unternehmen noch 12 Mitarbeiter.
Handarbeit in jeder Faser – wie Pinsel und Bürsten entstehen
Bis zu 30 Pinsel finden sich durchschnittlich in einem niederösterreichischen Haushalt. Sie kommen in unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz – etwa bei handwerklichen Tätigkeiten oder in der Schule. Wie aufwendig es ist, einen Pinsel herzustellen, weiß allerdings kaum jemand.
Ein Blick in die Werkstatt der Familie Zavodsky zeigt, mit wie viel Aufwand die Herstellung von Pinseln und Bürsten verbunden ist. Mehr als ein Dutzend Arbeitsschritte sind nötig, um aus losen Borsten einen Pinsel, wie wir ihn kennen, zu fertigen. Ein Großteil der Schritte – vom Aufbereiten der Haare und Borsten über die Befestigung in Metallhülsen bis hin zur sorgfältigen Formung des Pinselkopfes – erfolgt in reiner Handarbeit. Maschinen kommen in der Manufaktur nur unterstützend zum Einsatz.
Die Kunst der Materialauswahl: Welche Borsten kommen zum Einsatz?
Jährlich produziert die Pinselfabrik Zavodsky bis zu 400 000 Pinsel in 2 000 verschiedenen Ausführungen. Darunter befinden sich klassische Malerpinsel, aber auch ungewöhnliche Spezialanfertigungen, wie etwa Pinsel für die Wartung von Flugzeugen. Verarbeitet werden rund fünf Tonnen Borsten, Haare und Plastik. Die Materialien reichen von Schweineborsten bis zu exklusiven Feinhaaren wie Feh- oder Dachshaar. Die besonders feinen Fehhaare stammen vom Schweif der Eichhörnchen und sind unter anderem bei Künstlern gefragt. Ihre einzigartigen Eigenschaften – Elastizität, feine Spitzen und Langlebigkeit – haben sich für präzise Arbeiten, etwa bei Restaurierungen oder in der Porzellanmalerei, besonders bewährt. Diese Präzision hat ihren Preis: Je nach Tierart und Qualität kann ein Kilo dieser Haare bis zu 30 000 Euro kosten. Am häufigsten kommen aber günstigere Schweineborsten zum Einsatz. Sie werden aus China importiert. Das liegt nicht etwa an wirtschaftlichen Gründen, sondern an der Tatsache, dass
die Borsten der heimischen Schweine schlicht zu kurz für die Pinselverarbeitung sind. In China werden Schweine anders als in Österreich im Hochland im Freien gehalten. Sie werden bis zu 300 Kilogramm schwer. Die Haltungsbedingungen in Fernost sorgen außerdem für ein robustes und dichtes Fell, das sich ideal zu Pinseln verarbeiten lässt.
Pinselmanufaktur Zavodsky: Ein traditionsreiches Handwerk mit Zukunft
Zwar ist der Beruf des Pinselmachers in Österreich selten geworden. Dennoch ist die Familie Zavodsky fest entschlossen, das Handwerk weiterzuführen. „Wir sind die einzige Firma, die Pinsel ‚made in Austria‘ herstellt“, sagt Susanne Zavodsky, die sich um den Vertrieb kümmert. Und es gibt Hoffnung: Die nächste Generation zeigt Interesse an der Fortführung der Pinselmanufaktur Zavodsky.
Die Zavodsky-Manufaktur ist nicht nur ein Stück niederösterreichischer Handwerksgeschichte, sondern ein Beispiel für die Bedeutung von Tradition in unserer modernen Welt. Dank der Kombination aus traditioneller Handarbeit, langjähriger Erfahrung und einem modernen, familiären Ansatz bleibt das Unternehmen erfolgreich – nicht trotz, sondern gerade wegen seines Bekenntnisses zur Handwerkstradition.