Die Gemeinderatswahl in Niederösterreich bietet spannende Einblicke in die politischen Entwicklungen auf kommunaler Ebene. Bei der Wahl am 26. Jänner 2025 bestimmen die Bürgerinnen und Bürger nicht nur die Zusammensetzung ihrer Gemeinderäte, sondern auch die Richtung, in die ihre Gemeinden in den kommenden Jahren gesteuert werden. Welche Kandidaten treten an, welche Themen stehen im Fokus und wo wird es besonders spannend? Hier erfahren Sie alles Wichtige.
Gemeinderatswahl in Niederösterreich: Wählerinnen und Wähler entscheiden über mehr als 11.000 Gemeinderatsmandate
Die Gemeinderatswahl 2025 in Niederösterreich ist ein Schlüsselmoment für die lokale Politik.
Denn die Wählerinnen und Wähler entscheiden darüber, wer in den kommenden Jahren die politische Ausrichtung und Entwicklung der jeweiligen Gemeinden bestimmt. Jeder Kandidat und jede Liste steht für unterschiedliche Inhalte und Ideen für lokale Themen. In diesem Artikel sehen wir uns 5 Beispiele von Gemeinden an, in denen die Wahl diesmal besonders spannend wird.
NÖ-Wahl: 568 individuelle Wahlkämpfe in 568 Gemeinden
In den 568 Gemeinden Niederösterreichs finden 568 individuelle Wahlkämpfe statt, da jede Gemeinde ihre eigenen lokalen Besonderheiten mitbringt. Jede Gemeinde hat ihre spezifischen Herausforderungen, Projekte und Schwerpunkte, die den Wahlkampf prägen. Im Gegensatz zur Nationalratswahl ist die Gemeinderatswahl deshalb vor allem eine Persönlichkeitswahl: Der Fokus liegt deutlich stärker auf den einzelnen Kandidaten und Listen, die vor Ort mit der Bevölkerung in Kontakt stehen.
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Listen und Kandidaten im Fokus – welche Partei wo antritt
Bei der Gemeinderatswahl in Niederösterreich am 26. Jänner 2025 treten zahlreiche lokale Listen an. Anders als bei der Nationalratswahl unterscheiden sich die Kandidaten aber von Ort zu Ort. Es bleibt also spannend, wer das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler gewinnt – allerdings nicht überall. Denn in einigen Gemeinden ist der Ausgang der Wahl schon jetzt bereits praktisch besiegelt: In den Kommunen Altmelon (Zwettl) und Waldkirchen (Waidhofen an der Thaya), Aderklaa und Parbasdorf (Gänserndorf) sowie Wolfsthal (Bruck/Leitha) steht die ÖVP als einzige Partei auf dem Stimmzettel – Überraschungen sind hier also so gut wie ausgeschlossen.
Die ÖVP kandidiert in so gut wie allen Gemeinden, die SPÖ tritt in 539 Gemeinden an. Die FPÖ steht in 448 Gemeinden auf dem Stimmzettel. Die Grünen gaben in 120 Gemeinden Wahlvorschläge ab und die NEOS brachten bis zum Ende der Frist den Antritt in 52 Gemeinden auf Schiene.
Bemerkenswert ist die hohe Anzahl von über 200 Bürgerlisten: Das sind Listen, die offiziell keiner Partei zuzuordnen sind.
Gemeinderatswahl Niederösterreich 2025: Welche Kandidaten und Listen treten in Ihrer Gemeinde an?
Um herauszufinden, welche Kandidaten und Listen in Ihrer Heimatgemeinde antreten, beachten Sie die Aushänge Ihres Gemeindeamts oder im digitalen Amtsblatt auf der Website Ihrer Gemeinde. Die Listen und Kandidaten in Dietmanns, Dobersberg, Gastern, Groß Siegharts, Karstein, Kautzen, Ludweis-Aigen, Pfaffenschlag, Raabs, Thaya, Vitis, Waidhofen-Stadt, Waidhofen-Land, Waldkirchen und Windigsteig finden Sie hier.
Fünf Beispiele für besonders spannende Duelle bei der NÖ-Gemeinderatswahl:
1. Wiener Neustadt
In Wiener Neustadt hat es sich die SPÖ zum Ziel gemacht, den 2020 an die ÖVP verlorenen Bürgermeistersessel zurückzugewinnen. Klaus Schneeberger (ÖVP) regiert dort derzeit mit 19 Mandaten, während die SPÖ auf 11 Sitze kommt. Bei der Gemeinderatswahl 2025 tritt die SPÖ Wiener Neustadt mit einer vollständigen Kandidatenliste von 80 Personen an. Die Liste ist vielfältig: Sie umfasst eine 40-prozentige Frauenquote und Kandidatinnen und Kandidaten aus verschiedenen Altersgruppen.
Parteiobmann Rainer Spenger hat ein klares Ziel vor Augen: die Wahlbeteiligung deutlich zu steigern. Bei den letzten Gemeinderatswahlen im Jahr 2020 lag diese lediglich bei 52,58 Prozent.
Das Wahlprogramm der SPÖ wurde deshalb in Zusammenarbeit mit den Bürgern entwickelt und umfasst Themen wie Gesundheitsversorgung, mehr Sicherheit durch zusätzliche Beamte und die Verbesserung der Wohnsituation. Besonders im Bereich Wohnen setzt sich die SPÖ für den Erhalt und die Sanierung von Gemeindewohnungen ein und strebt an, den Leerstand zu reduzieren, ohne neue Grünflächen zu versiegeln.
2. Traiskirchen
In Traiskirchen führt die SPÖ seit Jahren die lokale Politik an. Bürgermeister Andreas Babler trat sein Amt erstmals am 29. April 2014 an und war 30 Jahre lang Mitglied des Gemeinderats. Unter seiner Leitung hat sich Traiskirchen zu einer modernen, lebenswerten und finanziell starken Stadt entwickelt, die in vielen Bereichen als Vorzeigegemeinde gilt. Seine erfolgreiche Arbeit spiegelte sich auch in beeindruckenden Wahlergebnissen wider: Bei beiden Wahlen erzielte er österreichweit Rekordwerte mit über 70 Prozent Zustimmung in der 21.000 Einwohner starken Stadt.
Nach dem Wechsel von Andreas Babler in die Bundespolitik liegt die Verantwortung nun bei Sabrina Divoky. Mit ihr steht nun erstmals eine Frau an der Spitze der Stadt. Sabrina Divoky bringt eine enge Verbundenheit zur Stadt und umfassende Verwaltungserfahrung mit. Nach ihrer Wahl durch den Gemeinderat zur neuen Bürgermeisterin von Traiskirchen brachte Sabrina Divoky ihre Freude und ihre Vision für die Stadt zum Ausdruck:
Die SPÖ hält in Traiskirchen eine absolute Mehrheit mit 28 von 37 Sitzen. Wichtige Themen sind der Ausbau der Nahversorgung und nachhaltige Projekte, die Traiskirchen als Vorzeigemodell für soziale Gerechtigkeit positionieren.
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3. Bad Großpertholz
Vor fünf Jahren erlebte der Kurort im Bezirk Gmünd eine überraschende Wendung bei der Gemeinderatswahl: Die ÖVP büßte 23 Prozentpunkte ein und verlor ihre absolute Mehrheit. Dazu gekommen war es wegen handfester Skandale, in die die ÖVP verwickelt war. ÖVP-Altbürgermeister Harald Vogler, der 2017 wegen Streitigkeiten um das gemeindeeigene Kurhaus zurücktrat, kritisierte seine Partei heftig und warf ihr eine „menschenverachtende und falsche Politik“ vor. Er kritisierte das „Chaos“ rund um das Kurhaus, das Fernheizwerk, den Skilift und den Naturpark und forderte eine gründliche Aufarbeitung der Missstände. Sein Nachfolger, Edmund Kitzler, räumte zwar Fehler ein, machte aber weiterhin Vogler für die Probleme verantwortlich.
Diese Ereignisse legten den Grundstein für eine außergewöhnlichen Zusammenarbeit zwischen FPÖ und SPÖ. Sie war nötig, um in Groß Großpertholz wieder stabile politische Verhältnisse herzustellen. Dazu wurde erstmals auch der Bürgermeistersessel innerhalb der Amtszeit von den beiden Parteien geteilt: Gemäß dem Koalitionsvertrag übergab der FPÖ-Ortschef Hermann Hahn 2022 den Bürgermeisterposten an den SPÖ-Politiker Manfred Grill. Es bleibt also spannend, wie die Wählerinnen und Wähler 2025 entscheiden.
4. Grafenwörth
Grafenwörth erlangte landesweite Bekanntheit durch den Skandal um die Neubausiedlung Sonnenweiher, der dem damaligen Bürgermeister Alfred Riedl (ÖVP) sogar den Job als Gemeindebundpräsident kostete. Der Hintergrund des Skandals: Riedl besaß Grundstücke in der Nähe des geplanten Neubaugebiets rund um einen Foliensee. Als der Gemeinderat beschloss, diese Flächen für den Bau von rund 200 Häusern umzuwidmen, schossen die Grundstückspreise in schwindelerregende Höhen. Riedl profitierte von diesem Wertzuwachs erheblich, was für viel Aufsehen und Kritik sorgte. Trotz des Skandals hält die ÖVP in Grafenwörth noch immer die Mehrheit (15 von 23 Mandaten) im Gemeinderat. Die SPÖ legt deshalb einen klaren Fokus auf Transparenz und bürgernahe Politik.
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5. Bad Vöslau
In Bad Vöslau hält die „Liste Flammer“ seit 40 Jahren die absolute Mehrheit. Benannt wurde die Bürgerliste nach dem ehemaligen SPÖ-Politiker Alfred Flammer, der die Bewegung 1984 gründete. Zwar lautet das Motto „Gemeindepolitik ohne Parteipolitik“ – dennoch sind nicht alle Einwohnerinnen und Einwohner in Bad Vöslau mit den Entscheidungen der Liste Flammer zufrieden und orten über die Jahre festgefahrene politische Strukturen. Stefan Rabits, Stadtrat der SPÖ, sieht dringenden Verbesserungbedarf in der Stadtverwaltung und tritt für eine neue, mutige Politik ein.
„Bad Vöslau steckt fest – in der Gesundheitsversorgung, der Infrastruktur und der sozialen Wohnpolitik. Unsere Stadt verdient mehr als Stillstand und Provisorien“
so Stefan Rabits.
Die Wahlkampagne „Wo drückt der Schuh“ tourte durch den Ort und sammelte zahlreiche kreative Ideen, Anregungen und Wünsche, um das Leben vor Ort zu verbessern. Diese gesammelten Anliegen flossen direkt in das Wahlprogramm für die Gemeinderatswahlen ein.
„Wir werden nicht zulassen, dass unsere Stadt den Herausforderungen der Zukunft hilflos ausgeliefert wird. Unser Ziel ist es, Bad Vöslau gerechter, lebenswerter und moderner zu machen.“,
zeigt sich Rabits überzeugt.
Das Wahlkampfmotto „Unser Herz für Bad Vöslau“ geht mit einem 5-Punkte-Programm an den Start, das die Gesundheitsversorgung stärken und eine gesicherte medizinische Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger sicherstellen soll. Außerdem soll ein flexibles Rufbussystem alle Ortsteile miteinander verbinden und das Radwegnetz ausgebaut werden. Leistbares Wohnen für alle Generationen, der Ausbau der Nahversorgung und ein verbessertes Bildungsangebot sind ebenfalls zentrale Forderungen.
Gemeinderatswahl 2025: Ihre Stimme zählt!
Die Gemeinderatswahl 2025 ist mehr als nur eine Abstimmung. Sie bestimmt die politischen Weichen für die kommenden Jahre in Niederösterreichs Gemeinden. Mit Ihrer Stimme entscheiden Sie, welche Projekte umgesetzt werden und welche Visionen für Ihre Gemeinde zählen. Nutzen Sie die Gelegenheit, um die Zukunft Ihrer Heimat aktiv mitzugestalten!
Ergänzende Informationen rund um die Gemeinderatswahl in Niederösterreich, welche Funktionen ein Gemeinderat übernimmt und wie Sie eine Wahlkarte beantragen können, finden Sie hier.
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