Der Internationale Frauentag findet seit einem 1977 gefassten Beschluss der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) weltweit am 8. März statt. Er richtet sich gegen die Diskriminierung und Ausbeutung von Frauen und Mädchen in aller Welt. Wir blicken auf die Anfänge der Frauenbewegung, beleuchten ihre Erfolge und stellen beeindruckende Frauen aus Niederösterreich vor.
Internationaler Frauentag: Ein Rückblick auf seine Geschichte und Bedeutung
Die Idee des Frauentags geht auf die Arbeiterinnenbewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zurück. Mit dem beginnenden Kapitalismus wurden die Frauen der ArbeiterInnenklasse doppelt ausgebeutet – als Frauen und bei der Fabrikarbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen. Nordamerikanische Sozialistinnen organisierten deshalb 1909 erstmals den „nationalen Frauenkampftag“, um für ein Frauenwahlrecht einzutreten und menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen zu fordern.
Nicht nur in Amerika, auch in Europa formierte sich breiter Widerstand. Bereits 1910 forderte die deutsche Sozialistin Klara Zetkin die Einführung eines Frauentags. Noch im selben Jahr wurde in Kopenhagen auf der zweiten internationalen sozialistischen Frauenkonferenz ein entsprechender Beschluss gefasst. Ein Jahr später, am 19. März 1911, war es so weit: Der erste Frauentag wurde in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert.

Der internationale Frauentag in Österreich: Wahlrecht als erste Hauptforderung
In Wien demonstrierten im März 1911 etwa 20.000 Frauen und forderten ihre Rechte ein.
Sie marschierten über die Ringstraße zum Rathaus. Das bestimmende Thema in diesem Jahr – und in den Folgejahren – war die Forderung nach dem freien, geheimen und gleichen Wahlrecht für Frauen. Ein entsprechendes Gesetz wurde in Österreich erst 7 Jahre später, am 12. November 1918, eingeführt. Zu den weiteren Forderungen zählten eine Sozialversicherung für Frauen, ArbeitnehmerInnenschutz und Mutterschutz.
Frauentag und Frauenrechte – der lange Weg zum legalen Schwangerschaftsabbruch
An den folgenden Frauentagen standen weiterhin politische Forderungen im Mittelpunkt. Teilnehmerinnen der Versammlungen am Frauentag setzten sich für niedrigere Lebensmittelpreise und Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnkürzungen ein. Bereits in den 1920er Jahren begannen Frauen, sich für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche starkzumachen.
Denn Anfang des 20. Jahrhunderts waren über100 Jahre alte Verordnungen in Kraft, die bestimmten, dass Abtreibung ein Verbrechen war. Wer abtrieb, wurde mit „schwerem Kerker in der Dauer von einem bis fünf Jahren“ bestraft.
Während der NS-Zeit war der Frauentag als Feiertag offiziell verboten. Erst mit der aufkommenden Frauenbewegung in den 1960er- und 1970er-Jahren gewann der Frauentag wieder an Bedeutung. Erneut forderten die Frauen ein Recht auf Schwangerschaftsabbruch und eine Aufhebung des Schwangerschaftsverbots ein. Am 29. November 1973 wurde in Österreich schließlich die straffreie Abtreibung beschlossen.
Der internationale Frauentag feiert einflussreiche Frauen und ihre Errungenschaften
1975 wurde der Frauentag am 8. März offiziell in den Kalender der UNO aufgenommen. Johanna Dohnal, ab 1979 Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen, veranstaltete am 8. März 1986 im Staatssekretariat am Ballhausplatz in Wien den ersten Tag der offenen Tür.

Dohnal prägte die österreichische Frauenbewegung auch in den Jahren zuvor: Nach einer Lehre als Industriekauffrau und politischem Engagement in der SPÖ setzte sie sich ab 1972 als Wiener Landesfrauensekretärin intensiv für Frauenrechte ein. Sie initiierte 1978 das erste Frauenhaus in Österreich und wurde 1979 Staatssekretärin für Frauenfragen im Bundeskanzleramt. Dohnal kämpfte für wegweisende Reformen, förderte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und setzte sich für den Schutz von Frauen vor Gewalt ein.
Als Ministerin ab 1990 setzte sie ihre Visionen konsequent um und wurde 1992 zur „Frau des Jahres“ gewählt. Ihr unermüdliches Engagement für Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit hinterließ bleibende Spuren.
Welche Bedeutung hat der Frauentag im Jahr 2025?
Heute wird der Frauentag am 8. März als Plattform genutzt: Verschiedene Initiativen, Kultureinrichtungen, NGOs und Behörden präsentieren, informieren und laden zur Mitgestaltung und zum Feiern ein. Auch in Niederösterreich wird der Frauentag jedes Jahr mit einer Vielzahl an Veranstaltungen und Aktionen gewürdigt. Von lokalen Veranstaltungen in den Städten bis hin zu kulturellen Programmen und Diskussionsrunden – der Frauentag am 8. März hat sich in Niederösterreich zu einem bedeutenden Tag entwickelt, an dem die Erfolge der Frauenbewegung gefeiert werden.
Aber auch, wenn sich viel zum Besseren entwickelt hat, gibt es heute noch viele Probleme: Frauen arbeiten oft in schlechter bezahlten Berufen, kommen seltener in Führungspositionen und verdienen auch im Schnitt weniger für die gleiche Arbeit als ihre männlichen Kollegen. Es gibt immer noch zu wenig kostenlose Kinderbetreuung, weshalb Frauen weniger Wahlfreiheit haben, ob und wie viel sie neben Kindern arbeiten wollen. Dies wirkt sich auch auf die Pension aus: Frauen über 65 Jahren sind die Gruppe in Österreich, die am stärksten von Armut betroffen sind.
Doch nicht nur finanziell haben Frauen mit Ungleichheiten zu kämpfen: 35% der Frauen (ab 15 Jahren) in Österreich sind von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Eine von 20 Frauen ist seit dem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden. Auch das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper ist nicht uneingeschränkt gegeben: Viele Frauen in Europa haben nicht die Möglichkeit, eine Schwangerschaft abzubrechen, auch in Österreich wurde immer wieder über das Thema diskutiert.
Frauentag in Niederösterreich: Diese 5 Frauen prägten unser Bundesland und kämpften für Gleichberechtigung
Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März rücken wir herausragende Frauen aus Niederösterreich in den Fokus. Ob Schauspielerin, Politikerin oder Widerstandskämpferin – unser Bundesland hat zahlreiche bemerkenswerte Persönlichkeiten hervorgebracht, deren Schaffen untrennbar mit dem Einsatz für Frauenrechte zusammenhängt. Nach unserer Serie über erfolgreiche Frauensportvereine aus Niederösterreich stellen wir Ihnen zum Frauentag fünf berühmte Frauen aus Niederösterreich vor, die mit ihrem Wirken Maßstäbe gesetzt haben.
Marianne Hainisch: Pionierin der österreichischen Frauenbewegung

Marianne Hainisch, 1839 in Baden geboren, war die Begründerin und Führerin der Frauenbewegung in Österreich. Zur Pionierin der österreichischen Frauenbewegung wurde die Industriellengattin und zweifache Mutter Marianne Hainisch aufgrund einer persönlichen Erfahrung: Eine befreundete Familie geriet in finanzielle Not. Der Mann schlitterte in die Insolvenz und seine Frau konnte keine Beschäftigung finden, die gesellschaftlich akzeptiert war. Auch eine berufliche Ausbildung wurde ihr verwehrt. So trat Hainisch zunächst dem Wiener Frauenerwerbsverein bei, der 1866 gegründet wurde, um Frauen der unteren Mittelschicht eine wirtschaftliche und handwerkliche Fortbildung zu ermöglichen.
In den nachfolgenden Jahren engagierte sich Marianne Hainisch weiter für Frauen- und Mädchenrechte. 1891 gründete sie das erste Mädchengymnasium in Wien, das ihrer Vision von Bildungsfreiheit für Frauen entsprach. Als Mitbegründerin des „Bundes Österreichischer Frauenvereine“ war sie auch eine treibende Kraft hinter der Einführung des Muttertags in Österreich. Als Initiatorin war sie maßgeblich daran beteiligt, dass der Muttertag 1924 in Österreich eingeführt und gefeiert wurde. Mit Bertha von Suttner arbeitete sie in der Friedensbewegung und gründete 1929 die „Österreichische Frauenpartei“, „die es den Frauen bei Ausübung des Wahlrechts endlich ermöglichen soll, ihren gerechten Forderungen Geltung zu verschaffen“.
Marie Jahoda: Widerstandskämpferin und Sozialpsychologin, Autorin der „Marienthal-Studie“
Marie Jahoda wurde 1907 in Wien geboren. Ihre Verdienste für das Bundesland Niederösterreich sind unerreicht: Als Sozialpsychologin und Widerstandskämpferin hat sie das gesellschaftliche Leben in Niederösterreich nachhaltig beeinflusst. Gemeinsam mit ihrem Mann Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel führte Jahoda 1932 eine sozialpsychologische Studie durch, die international Anerkennung gefunden hat. Die sogenannte „Marienthal-Studie“ analysierte die sozialen und psychologischen Folgen von Arbeitslosigkeit am Beispiel der niederösterreichischen Gemeinde Marienthal. Die einst florierende Arbeitergemeinde geriet durch die Schließung einer Textilfabrik in eine wirtschaftliche Krise.
Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Frage, ob und wie Langzeitarbeitslosigkeit das Verhalten, die Motivation und das soziale Zusammenleben der Betroffenen beeinflusst. Die Studie belegte eindrücklich, dass Arbeitslosigkeit nicht nur finanzielle Not verursacht, sondern auch tiefgreifende psychische und gesellschaftliche Auswirkungen hat. Bis heute gilt die „Marienthal-Studie“ von Marie Jahoda als eines der wichtigsten Werke der Sozialforschung.
Erni Mangold – Ikone des österreichischen Schauspiels mit Wurzeln in Niederösterreich
Erni Mangold wurde am Jänner 1927 in Großweikersdorf in Niederösterreich geboren. Während ihre Eltern ein Wirtshaus in kleinen Ortschaft im Bezirk betrieben, zog es Ernestine Goldmann, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, in die Welt der Schauspielerei. Ob als Charakterdarstellerin auf den großen Bühnen oder in Film und Fernsehen – Mangold verkörperte stets Frauenfiguren mit Rückgrat und Tiefgang. Diese Eigenschaften sind ihr selbst nicht fremd. Denn schon in ihrer Jugend zeigte sie bemerkenswerten Widerstand: Während des Nationalsozialismus weigerte sie sich standhaft, den Hitlergruß zu erwidern. Am letzten Kriegstag grüßte Sie mit einem „Guten Tag“.
Neben unzähligen Theaterrollen begeisterte sie etwa in „Kottan ermittelt“ und „Tatort“. Ihre Leidenschaft für die Schauspielkunst gab sie als Professorin am Max Reinhardt Seminar an kommende Generationen weiter. 2017 verabschiedete sie sich mit einer letzten großen Rolle in den Wiener Kammerspielen von der Bühne – doch ihr Einfluss auf die Theaterlandschaft bleibt unvergänglich. Ihre außergewöhnliche Karriere, ihre unerschütterliche Haltung und ihr unverwechselbarer Charme machen sie zu einer der bedeutendsten Schauspielerinnen Österreichs.

Schwester Maria Restituta: Widerständige Operationsschwester in Mödling

Maria Restituta Kafka, 1894 als Helene Kafka Hussowitz bei Brünn geboren, war eine Ordensschwester der Franziskanerinnen und Krankenschwester im Krankenhaus Mödling. Als Oberschwester der chirurgischen Abteilung kümmerte sie sich auch nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland um Kranke. Aber sie widersetzte sie sich dem Regime: Sie weigerte sich Kreuze aus Krankenzimmern zu entfernen und die Kranken ungleich zu behandeln. Außerdem schrieb sie zwei regimekritische Texte. Schließlich wurde sie durch den Chirurgen des Spitals denunziert und im Operationssaal verhaftet. Am 29. Oktober 1942 wird sie wegen „Feindbegünstigung und Hochverrats“ zum Tode verurteilt.
Im März 1943 wurde im Wiener Landesgericht ermordet. Ihr Leichnam wurde anonym auf dem Wiener Zentralfriedhof verscharrt. Papst Johannes Paul II. sprach sie wegen ihrem Einsatz für die Kranken selig. Ihr Gedenktag ist der 29. Oktober, der Tag ihres Todesurteils. In Mödling wurde die westliche Hälfte der Weyprechtgasse vor dem Krankenhaus nach ihr benannt, um ihr Andenken zu bewahren.
Katharina Schratt – die „heimliche“ Kaiserin Österreichs?

Katharina Schratt, 1853 in Baden geboren, war eine der bekanntesten Schauspielerinnen ihrer Zeit. Sie war eine Frau, die in einer männerdominierten Gesellschaft ihren eigenen Weg ging. Ihre Karriere führte sie über Wien, Berlin und New York, wo sie sich als eine der gefragtesten Darstellerinnen etablierte. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert war Katharina Schratt aber nicht nur als promimente Schauspielerin bekannt. Sie erlangte besondere öffentliche Aufmerksamkeit durch ihre langjährige, enge Beziehung zu Kaiser Franz Joseph I., die ihr sowohl Anerkennung als auch Kritik einbrachte.
Denn Schratt war nicht nur eine enge Vertraute des Kaisers, sondern auch eine der wenigen Frauen, die einen bedeutenden Einfluss am Wiener Hof ausübte. Sie erhielt dafür sogar Unterstützung von Kaiserin Elisabeth, die die Freundschaft der beiden förderte. Während man bis heute darüber rätselt, wie eng das Verhältnis der Schauspielerin mit dem Kaiser tatsächlich war, steht eines fest: Katharina Schratt hat sich als unabhängige Frau in einer männerdominierten Gesellschaft durchgesetzt.
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Wenn Sie relevante Informationen zum Artikel beitragen können, schicken Sie uns doch eine Mail!