Marc Aurel – ein römischer Kaiser in Niederösterreich
Eine römische Donau-Brücke im Bezirk Gänserndorf
Der römische Herrscher nutzte die Brücke so wohl während der Markomannenkriege, um Truppen für militiärische Operationen über die Donau ins Feindesland im heutigen Marchfeld zu bewegen – eine Szene, die sogar auf der Marc-Aurel-Säule in Rom verewigt ist. Aber was machte er in Niederösterreich – und warum residierte er überhaupt so lange in Carnuntum?
Carnuntum, das „St. Pölten von Oberpannonien“

Ein philosophischer Kaiser in Niederösterreich
Neben seinen Feldzügen und Regierungsgeschäften pflegte der römische Kaiser eine weitere Leidenschaft: Das philosophische Schreiben. Er verfasste mehrere Essays und Bücher, die in seinem Werk „Selbstbetrachtungen“ gesammelt sind. Er gilt als wichtiger Vertreter des Stoizismus. Im Kern ging es ihm darum, sein – egal ob leichtes oder schweres – Schicksal stoisch und mit einer gewissen Seelenruhe zu ertragen. So schrieb er Dinge wie: „Die Kunst zu leben hat mit der Fechtkunst mehr Ähnlichkeit als mit der Tanzkunst, insofern man auch auf unvorhergesehene Streiche gerüstet sein muß.“ Das Werk ist für diese philosophische Richtung wichtig – und wohl auch deshalb beschreibt ihn das Römermuseum Carnuntum bis heute als einen der „berühmtesten Carnuntiner“.
In Carnuntum war Marc Aurel nicht allein: Mit ihm war wohl auch seine Ehefrau Faustina, die mit ihrem Sohn Commodus und dessen Frau an die Front reiste. Ihr Kammerdiener Hyacintus starb sogar in Niederösterreich, wie auf einer Grabinschrift zu lesen ist. Faustina genoss dabei anscheinend auch ein hohes Ansehen unter den Soldaten und wurde als „mater castrorum“ (Mutter des Lagers) bezeichnet.
Wie Marc Aurel Niederösterreich prägte
Im Jahr 174 n. Chr. verließ der Kaiser Niederösterreich, vermutlich war er bereits gesundheitlich angeschlagen. Ihm war es nach jahrelangen Kämpfen gelungen, seine germanischen Feinde zurückzudrängen – gleichzeitig verfehlte er sein Ziel, neue Länder nördlich der Donau zu erobern und dort römische Provinzen einzurichten. Am Ende seines Lebens finden sich trotzdem noch Spuren des römischen Kaisers in Niederösterreich, wenn auch etwas verwaschene. Verstorben ist der philosophische Kaiser im Jahr 180 n. Chr. nämlich mutmaßlich an einer Pest, die damals das Imperium heimsuchte. Konkret gibt es dabei Indizen, dass er in Vindobona – also dem heutigen Wien – starb. Andere Quellen weisen aber auf Sirmium/Sremska Mitrovica im heutigen Serbien als Todesort hin.
Trotzdem hat der Kaiser Niederösterreich unbestritten nachhaltig geprägt. Auch in den Jahren nach seinem Tod blieb die Stadt ein wichtiger Stützpunkt und im zweiten Buch seiner „Selbstbetrachtungen“ hat er sogar Carnuntum als Entstehungsort vermerkt. Zudem war er nicht der letzte Kaiser, der sich zumindest zeitweise in Niederösterreich aufgehalten hat. Am 9. April 193 wurde so Septimius Severus in Carnuntum sogar als Kaiser ausgerufen, dem folgte allerdings ein längerer Machtkampf. Außerdem fand 308 n. Chr. eine Kaiserkonferenz in Carnuntum statt, weil sich sechs Männer um die Herrschaft im römischen Imperium stritten und den Konflikt hier beilegen wollten.
Kaiser in Niederösterreich – das hatte also fast schon Tradition im römischen Reich.
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Wenn Sie relevante Informationen zum Artikel beitragen können, schicken Sie uns doch eine Mail!