Seit über 130 Jahren prägt die SPÖ mit ihrer Politik das Leben von Generationen. Von den frühen Kämpfen um faire Arbeitsbedingungen bis zu heutigen Maßnahmen wie kostenloser Kinderbetreuung und leistbarem Wohnen – die Sozialdemokratie versteht Familienpolitik als Herzstück sozialer Gerechtigkeit. In dieser mehrteiligen Serie zeigen wir, wie sich dieser Anspruch historisch entwickelt hat und wie er in SPÖ-geführten Bundesländern in der Gegenwart umgesetzt wird.
SPÖ-Gründung als Meilenstein für soziale Gerechtigkeit und Arbeiterrechte
Am 30. Dezember 1888 versammelten sich in Hainfeld in NÖ Vertreter der Arbeiterbewegung, um die Sozialdemokratische Arbeiterpartei zu gründen. Zwar hatte es bereits 1874 in Neudörfl einen ersten Gründungsparteitag gegeben, doch erst in Hainfeld gelang mit der „Prinzipienerklärung” eine Einigung zwischen den zuvor verfeindeten Gruppierungen. Damit gilt Hainfeld als eigentliche Geburtsstunde der österreichischen Sozialdemokratie.
Österreich war damals noch Teil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und die Gesellschaft tief gespalten. Eine kleine Elite profitierte vom politischen System, während die breite Arbeiterschaft unter prekären Arbeits- und Lebensbedingungen litt. Ein Großteil der Bevölkerung lebte in Armut: Ungelernte Arbeitskräfte in Fabriken arbeiteten bis zu 16 Stunden täglich für Löhne, die kaum das Nötigste deckten. Frauen und Kinder mussten ebenfalls arbeiten und wurden für ihre Arbeit noch schlechter entlohnt: Frauen bekamen nur die Hälfte, Kinder ein Viertel des Lohns der Männer.
Victor Adler, Arbeiterzeitungen und Enthüllungsreportagen
Dem Arzt und Journalisten Victor Adler gelang es, die verschiedenen Strömungen innerhalb der Arbeiterbewegung im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn zusammenzuführen. Unter Adlers Leitung erarbeitete die SDAP, wie die SPÖ damals hieß, ein Programm, das Arbeiterinnen und Arbeiter endlich aus der politischen Rechtlosigkeit befreien sollte und soziale Gerechtigkeit, politische Teilhabe und wirtschaftliche Verbesserungen für alle Menschen einforderte.
Mit dem Geld seines Erbes gründete er 1886 die Zeitung „Gleichheit. Sozialdemokratisches Wochenblatt“ und veröffentlichte Enthüllungsreportagen über das Elend der Wienerberger Ziegelarbeiter. Adler deckte auf, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter nur Blechmünzen als Lohn erhielten und unter miserablen Bedingungen lebten. Die Berichte und Reportagen machten Adler über die Arbeiterbewegung hinaus bekannt, verschafften ihm breite Anerkennung und sorgten dafür, dass sich die Arbeiterinnen und Arbeiter organisierten. 1895 erkämpften sie in von Gewalt begleiteten Streiks erste Fortschritte für bessere Arbeitsbedingungen.
Soziale Sicherheit und Bildung für Familien
Victor Adlers Einsatz galt nicht nur Arbeitern, sondern insbesondere auch Familien. 1885 erreichte er durch sein Mitwirken als Publizist und Aktivist ein Gesetz im Parlament, das den Arbeitstag auf 11 Stunden beschränkte. Besonders wichtig für Familien war, dass Kinder- und Jugendarbeit sowie Nachtarbeit für Frauen verboten wurden.

Beispielloser Zustrom zu sozialdemokratischen Organisationen
Der Zustrom zur SDAP war beispiellos: Allein 1890 entstanden in Wien 30 neue Arbeitervereine, und die Mitgliederzahlen sozialdemokratischer Organisationen stiegen von 15.000 auf 50.000 innerhalb weniger Jahre. Der schnelle Aufstieg der Bewegung blieb nicht ohne Folgen: Victor Adler war den staatlichen Institutionen der Monarchie längst ein Dorn im Auge. 1889 wurde seine Zeitung verboten, weil sie einen Streik der Wiener Pferdetramwaykutscher unterstützt hatte. Adler selbst wurde als „Anarchist” zu vier Monaten Kerker verurteilt. Der Erfolg der SDAP setzte sich trotzdem fort: Die Partei entwickelte sich schrittweise zu einer Massenbewegung, die ab 1911 die stärkste Fraktion im Parlament wurde.
Historische SPÖ-Erfolge: Vom Wahlrecht bis zum sozialen Wohnbau in Wien
Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: 1907 wurde das allgemeine Männerwahlrecht eingeführt. Der 1. Mai wurde als internationaler Feiertag der Arbeiterbewegung etabliert, der seit 1890 und bis heute zur politischen Mobilisierung dient. Schon damals zeigte sich: Politik wirkt am stärksten dort, wo sie direkt den Alltag der Menschen und Familien berührt – in den Bundesländern und Gemeinden. Besonders sichtbar und international bekannt wurde diese Politik im „Roten Wien“ der Zwischenkriegszeit: mit Initiativen im Wohnbau, in der Gesundheitsversorgung und in der Bildung. Schon Victor Adler erkannte, dass soziale Gerechtigkeit immer eng mit Familienpolitik verknüpft ist: Mit gerechteren Löhnen, geregelter Arbeitszeit und besseren Lebensbedingungen sollte das Leben von Eltern und Kindern spürbar verbessert werden.
Die Ära Kreisky (1970–1983): demokratische Teilhabe für alle
Die Regierungszeit von Bundeskanzler Bruno Kreisky gilt als eine der prägendsten Phasen der österreichischen Nachkriegsgeschichte und sozialdemokratischen Politik. Unter Kreisky erlebte Österreich umfassende gesellschaftliche, soziale und rechtliche Reformen. Wissenschaftliche Expertinnen und Experten wurden erstmals in die Politikberatung eingebunden. Die Regierungserklärung „Für ein modernes Österreich„, für die Kreisky 1400 Experten aus allen Teilen der Gesellschaft einlud, um neuartige Konzepte für Bildungs-, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtspolitik zu entwerfen, ging in die Geschichte ein.
Familienrechtsreform für Mütterrechte und finanzielle Entlastung
Kreisky sorgte in seiner Amtszeit auch dafür, dass Familien in Österreich mehr finanzielle Unterstützung, umfassende rechtliche Gleichstellung und besseren Zugang zu Gesundheits- und Bildungsangeboten erhielten. Unter seiner Regierung wurde das Familienrecht reformiert, der Mutter-Kind-Pass eingeführt, Karenz- und Mütterrechte gestärkt, Schwangerschaftsabbrüche legalisiert, Frauenhäuser gefördert und Familienleistungen modernisiert. Kinder erhielten kostenlose Schulbücher und freie Schülerfahrten.
Wichtige Errungenschaften des Sozialstaates, wie wir ihn heute kennen, gehen auf diese Zeit zurück. Die damals gesetzten Schwerpunkte bilden nach wie vor das Fundament sozialdemokratischer Politik in Österreich. Doch auch heute sorgen sozialdemokratische Initiativen dafür, dass sich die Lebensbedingungen der Menschen weiter verbessern.
SPÖ-Initiative mit Vorbildwirkung: Die Energiegemeinschaft Trumau
Ein Beispiel für aktuelle SPÖ-Erfolge ist die Energiegemeinschaft Trumau. Die rote Gemeinde im schwarz-blau regierten Niederösterreich hat 2024 eine Genossenschaft gegründet, um Bürgerinnen und Bürger sowie Vereine und Betriebe langfristig mit günstigem Strom zu versorgen und die Energieunabhängigkeit sicherzustellen. Die Energiegemeinschaft Trumau eGen ermöglicht allen teilnehmenden Haushalten einen garantierten Strompreis von nur 12 Cent pro Kilowattstunde. Das entspricht rund der Hälfte des aktuellen Marktpreises. Über 600 niederösterreichische Haushalte erhalten so Zugang zu leistbarer Energie – und eine 20-jährige Preisgarantie. Das Modell gilt bundesweit als Vorbild.
Wien, Burgenland und Kärnten: Finanzielle Entlastungen für Familien
Politik bleibt ihrem Anspruch treu, das Leben der Menschen spürbar zu verbessern. Das zeigt sich heute besonders in den SPÖ-geführten Bundesländern Wien, Burgenland und Kärnten: Familien profitieren dort von kostenloser oder stark vergünstigter Kinderbetreuung, gezielten Förderungen wie Schulstartgeld und Kinderbonus sowie Investitionen in die Bildung. Auch beim Familienbonus wird darauf geachtet, dass einkommensschwache Familien bestmöglich unterstützt werden.
Wien baut 5.700 neue Gemeindewohnungen
In der Bundeshauptstadt Wien ist der Einfluss der SPÖ traditionell stark. Das ist auf die lange Geschichte der Stadt als Hochburg der Arbeiterbewegung zurückzuführen. Auch mehr als 40 Jahre nach der Kreisky-Ära werden jährlich hunderte neue Gemeindewohnungen errichtet, um leistbares Wohnen für breite Bevölkerungsschichten zu ermöglichen. Seit 2015 wurden in Wien insgesamt 5.700 neue Gemeindewohnungen und 1.000 neu ausgebaute Dachgeschosswohnungen geschaffen.
Dazu kommt ein umfassender Ausbau der sozialen Infrastruktur: Kinder erhalten kostenlose, gesunde Verpflegung im Kindergarten. Außerdem gibt es eine flächendeckende Ganztagsbetreuung. Die Stadt Wien bietet außerdem im EU-Vergleich eines der günstigsten Jahrestickets für den öffentlichen Nahverkehr.
Burgenland: Kostenlose Kinderbetreuung und Mindestlohn für Landesbedienstete
Das Burgenland setzt seit 2020 mit der Einführung eines Mindestlohns von 2.400 Euro brutto pro Monat für Landesbedienstete einen sozialpolitischen Maßstab.
Alle Beschäftigten im Landesdienst und in der KRAGES (Burgenländische Krankenanstalten-Gesellschaft m.b.H.) erhalten mindestens 10 Euro netto pro Stunde. Ziel ist es, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einflussbereich des Landes, unabhängig von ihrer Tätigkeit – sei es im Reinigungsdienst, als Hilfsarbeiter oder in der Küche – ein monatliches Nettogehalt von mindestens 1.700 Euro erhalten.
Zusätzlich investiert Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil in die Pflegeinfrastruktur, um besonders in kleineren Gemeinden die Versorgung älterer Menschen zu sichern.
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