Nach mehreren Skandalen rund um den ehemaligen ÖVP-Bürgermeister Hannes Koza steht in Vösendorf ein politischer Neuanfang bevor. Nun übernimmt die SPÖ gemeinsam mit der Bürgerliste V2000 das Ruder. Transparenz, Zusammenarbeit und ein klarer Bruch mit der Vergangenheit sollen die Gemeinde nach turbulenten Jahren wieder auf Kurs bringen.
Untreue und inszenierter Angriff – Skandal um Ex-Bürgermeister Hannes Koza
Kaum eine Gemeinde in Niederösterreich hat in den vergangenen Jahren so viele politische Turbulenzen erlebt wie Vösendorf. Der bisherige Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP) sorgte mit einer Reihe von Skandalen für Schlagzeilen. Zunächst geriet er Ende 2023 in die Kritik, als er im Streit mit SPÖ-Abgeordneter Julia Herr eine gefälschte Anwaltsrechnung über die Gemeindekasse abrechnen wollte. Die manipulierte Honorarnote flog auf, gegen Koza wurde wegen Untreue und Urkundenfälschung ermittelt.
Eine weitere Eskalation brachte der Dezember 2024: Koza behauptete, im Vösendorfer Schlosspark von zwei Männern niedergeschlagen worden zu sein. Doch er gestand später, den Angriff inszeniert zu haben. Das Gericht Wiener Neustadt verurteilte ihn im März 2025 zu neun Monaten bedingter Haft. Während das Vertrauen in die ÖVP schwand, legte Koza im Februar 2025 sein Amt zurück. Es folgte eine politische Krise, die zum Auseinanderfallen des Gemeinderats führte. Die Opposition erzwang mit geschlossenen Rücktritten eine Neuwahl.
Machtwechsel nach Neuwahlen – Koalition zwischen SPÖ und V2000
Nach dem Rücktritt von Koza übernahm zunächst die Vizebürgermeisterin Birgit Petross (ÖVP) interimistisch das Amt. Doch die politische Lage blieb angespannt: Die Oppositionsparteien, SPÖ, FPÖ, die Bürgerliste V2000 und die Grünen, lehnten eine weitere Zusammenarbeit mit der ÖVP und dem “System Koza” ab. Aus Protest legten alle Mandatare der Fraktionen geschlossen ihre Gemeinderatsmandate nieder, wodurch der Gemeinderat seine Beschlussfähigkeit verlor. Dadurch wurde die Landesregierung gezwungen, Neuwahlen auszuschreiben.
Die Gemeinderatswahlen am 21. September 2025 zeigten nun ein klares Signal für Veränderung. Zwar blieb die ÖVP mit 33,1 Prozent die formell stärkste Partei, verlor jedoch die absolute Mehrheit. Die SPÖ mit 28,1 Prozent sowie die Bürgerliste V2000, die ihren Stimmenanteil auf 19 Prozent verdoppelte, schlossen sich zu einem Koalitionsabkommen zusammen. Gemeinsam verfügen sie über 16 der 33 Mandate, unterstützt von NEOS und Grünen.
„Koalition auf Augenhöhe“: Neustart durch Transparenz und Zusammenarbeit
Mit dem Machtwechsel soll Vösendorf zur Ruhe kommen. Das neue Bündnis der SPÖ und der Bürgerliste V200 versteht sich als „Koalition auf Augenhöhe“, die Verlässlichkeit, Respekt und gemeinsame Verantwortung in den Vordergrund stellt. SPÖ-Spitzenkandidatin Gabriele Scharrer betont, dass künftig alle wichtigen Entscheidungen nachvollziehbar getroffen werden sollen.
„Wir haben in den letzten Wochen viele gute Gespräche geführt. Klar ist: Die Mehrheit im Gemeinderat will konstruktiv arbeiten. Für uns zählt Offenheit, Transparenz und Respekt“, so Scharrer in einer aktuellen Presseaussendung.
Im Fokus steht die breite Beteiligung im Gemeinderat. Alte Muster sollen aufgebrochen, Vertrauen wiederhergestellt und die Weichen für ein nachhaltiges, lebenswertes Vösendorf gestellt werden.
Aufbruchsstimmung in Vösendorf
Auch der SPÖ NÖ-Landesparteivorsitzende Sven Hergovich und SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Zwander orten “Aufbruchsstimmung” in Vösendorf:
„Fast zwei Jahre war Vösendorf im Wahlmodus. Zwei Wahlgänge, viele emotionale Momente und Konflikte haben die Gemeinde geprägt. Jetzt ist der Moment für einen Neustart – und Gabi Scharrer steht genau für diesen Stil: klar, zuhörend, nah an den Menschen.“
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