Österreichs Haushalte müssen ab Jänner 2026 wieder tiefer in die Tasche greifen: Die Netzkosten für Strom und Gas steigen – und damit auch der Druck auf die Haushaltsbudgets der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher. Besonders spürbar ist der Anstieg bei den Gasnetzgebühren, doch auch die Strompreise ziehen an. Niederösterreich liegt beim Kostenanstieg im Vergleich zu den anderen Bundesländern unter den Spitzenreitern.
Netzkosten für Gas verursachen 100 Euro Mehrkosten pro Jahr Strom mehr als ein Drittel teurer als im Vorjahr
Laut E-Control erhöhen sich die Gasnetzentgelte im österreichweiten Durchschnitt um 18,2 Prozent. Ein durchschnittlicher Haushalt in Österreich muss mit jährlichen Mehrkosten von rund 64 Euro rechnen. In Niederösterreich liegt der Aufschlag jedoch deutlich höher: Gaskundinnen und -kunden zahlen künftig 30,6 Prozent mehr, das entspricht 2,38 Cent pro Kilowattstunde. Für einen niederösterreichischen Durchschnittshaushalt bedeutet das rund 100 Euro Mehrkosten pro Jahr. Am günstigsten bleibt Oberösterreich mit einer Preiserhöhung von 6,5 Prozent.
Strom mehr als ein Drittel teurer als im Vorjahr
Laut Statistik Austria war Strom zuletzt knapp 36 Prozent teurer als im Vorjahr. 2026 ziehen auch die Stromnetzgebühren erneut an. Die Kosten der Stromnetzbetreiber entwickeln sich aufgrund der Investitionstätigkeiten für den Ausbau und den Erhalt des Stromnetzes 2026 regional stark unterschiedlich: Österreichweit liegt der Anstieg laut E-Control bei 1,1 Prozent. Das entspricht jährlichen Mehrkosten von rund 4 Euro. In Niederösterreich liegt der Kostenanstieg jedoch bei 6,9 Prozent. Kundinnen und Kunden zahlen dort künftig 10,72 Cent pro Kilowattstunde, was etwa 30 Euro mehr pro Jahr ausmacht. Noch höhere prozentuelle Anstiege verzeichnen Tirol (+11,2 %) und das Burgenland (+16,2 %). Mit Abstand am stärksten sinken die Netzentgelte in Salzburg (-9 %), in Wien (-3 %), gefolgt von Vorarlberg, der Steiermark und Kärnten (-2 %).
Der Energie-Experte und ehemalige Vorstand der E-Control Walter Boltz erklärt den vergleichsweise hohen Kostenanstieg im Bundesland: „In Niederösterreich war – so wie in einigen wenigen anderen Bundesländern – der Investitionsbedarf recht groß”. Zum einen gebe es etwa in Siedlungsgebieten viele Einfamilienhäuser mit Photovoltaikanlagen, zum anderen „ist (…) in Niederösterreich das Netz tendenziell ein bisschen teurer, weil es ein sehr großes Flächenbundesland ist“, so Boltz.
Hergovich pocht auf Rückzahlung der EVN-Milliardengewinne
Während die Energiepreise in Niederösterreich stark gestiegen sind, hat der Landesversorger EVN seit dem Geschäftsjahr 2022/23 aber rund 1,5 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet. Kontroll-Landesrat und SPÖ NÖ-Landesparteivorsitzender Sven Hergovich kritisiert die Milliarden-Gewinne der EVN und forderte bereits im Oktober eine Rückzahlung der EVN-Übergewinne an die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher. Der SPÖ NÖ-Chef fordert, dass zwei Drittel dieser Gewinne – rund eine Milliarde Euro – in Form günstigerer Strom- und Gastarife an die Menschen zurückfließen. Ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt könnte so rund 270 Euro, ein Einfamilienhaus-Haushalt rund 400 Euro und ein Kleinbetrieb zwischen 2.600 und 8.700 Euro pro Jahr sparen.
Energierechnung zu hoch: Fast jeder zweite Haushalt muss sich einschränken
Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich fast die Hälfte aller heimischen Haushalte wegen gestiegener Energiekosten einschränken muss. Die von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young durchgeführte Erhebung legt offen, dass fast jeder zweite Österreicher im Jahr 2025 eine höhere Stromrechnung erhalten hat als im Vorjahr. 14 Prozent sprechen von einer deutlichen Erhöhung um mindestens 31 Prozent. Drei Prozent der Befragten geben eine Preissteigerung von mehr als 61 Prozent an.
Rund 20 Prozent können aufgrund hoher Energiekosten sogar ihre Rechnungen nicht mehr pünktlich bezahlen. Die Energiepreise bleiben auch einer der Haupttreiber der Teuerung. Im Oktober stiegen die Kosten für Strom und Gas laut Statistik Austria um 9,7 Prozent im Jahresvergleich. Im September waren es 8,1 Prozent.
Keine wirksamen Entlastungsmaßnahmen
Bislang setzte die schwarz-blaue Landesregierung in Niederösterreich keine wirksamen Entlastungsmaßnahmen für Privathaushalte um. Die Ende 2024 ausgelaufene Strompreisbremse wurde nicht verlängert. Das sorgt in einem durchschnittlichen Haushalt in Niederösterreich für jährliche Mehrkosten von rund 435 Euro. Was bleibt, ist eine finanzielle Mehrbelastung für die Bevölkerung ohne echte Entlastungsperspektive.









