Die Arbeitslosigkeit in Niederösterreich ist im November weiter gestiegen, während die Beschäftigung auf dem Niveau des Vorjahres stagniert. Laut aktuellen AMS-Daten nimmt nicht nur die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen zu, sondern auch die Zahl der offenen Stellen geht zurück. Besonders betroffen sind Frauen und ältere Menschen sowie mehrere Bezirke mit zweistelligen Anstiegen.
Frauen und ältere Menschen stark betroffen
Ende November waren in Niederösterreich 55.835 Menschen arbeitslos gemeldet oder in Schulungen – ein Anstieg von 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allein 44.986 Personen waren offiziell arbeitssuchend, was einem Plus von 6,4 Prozent entspricht. Inklusive Schulungsteilnehmer ist das der stärkste Anstieg aller Bundesländer.
Besonders stark betroffen sind Frauen mit einem Zuwachs der Arbeitslosigkeit von 7,4 Prozent, sowie ältere Menschen, bei denen ein Anstieg von 7,5 Prozent verzeichnet wurde. Auch im Gesundheits- und Sozialbereich gab es deutlich mehr Jobsuchende. In einigen wenigen Branchen – etwa in der Finanz- und Versicherungsbranche – steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin.
Weniger offene Stellen als im Vorjahr
Laut AMS-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern gehe neuerdings die Zahl an offenen Stellen zurück, neben einer im Vergleich zum Vorjahr höheren Arbeitslosigkeit und stagnierenden Beschäftigungsverhältnissen:
„Im November 2025 erhöhte sich der Bestand an arbeitslosen Personen in Niederösterreich erneut um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die Anzahl der unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse stagniert. Mit einer geschätzten Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent liegt die Quote um 0,4 Prozentpunkte über dem Niveau des Vorjahres. Auf der Nachfrageseite geht die Anzahl an offenen Stellen neuerdings um 15,1 Prozent zurück“, erklärt Kern die aktuellen Entwicklungen.
Für SPÖ-Landesparteivorsitzenden Sven Hergovich sind die aktuellen Arbeitslosenzahlen ein „Warnsignal, das die Landesregierung offenbar weiterhin ignoriert“.
Hergovich weiter: „Ich darf daran erinnern, dass die zuständige FPÖ-Landesrätin Rosenkranz sich öffentlich für unzuständig erklärt hat. Verantwortlich sei nur die Bundesregierung. Dass Schwarz-Blau von Sicherheit redet, während in Wahrheit Unsicherheit und Zukunftsangst entstehen, ist ein Hohn für alle Betroffenen. ÖVP und FPÖ haben kein Arbeitsmarkt-Konzept – weder für Beschäftigung noch für Qualifizierung.“
Von Scheibbs bis Neunkirchen – viele Bezirke in NÖ verzeichnen zweistellige Anstiege
In gleich mehreren niederösterreichischen Bezirken explodiert die Arbeitslosigkeit regelrecht: In Melk gibt es ein Plus von 21,6 %, in Scheibbs +20,5 %, in Horn +11,4 % und in Neunkirchen +11,6 %. „Wenn in einem Viertel der Bezirke die Arbeitslosigkeit zweistellig steigt, kann man nicht mehr von Einzelfällen sprechen. Das ist strukturelles Regierungsversagen“, befindet Hergovich.
Arbeitslosigkeit steigt im November 2025 in allen Branchen
Die Zahl der arbeitslosen Personen hat sowohl bei Frauen (+7,4% bzw. +1.423) als auch bei Männern (+5,6% bzw. +1.297) zugenommen.
Ältere Personen ab 50 Jahren weisen laut AMS ebenso eine Steigerung der Arbeitslosigkeit auf (+7,5% bzw. +1.137) wie Personen im Haupterwerbsalter (+6,3% bzw. +1.409) und Jugendliche im Alter bis 24 Jahre (+3,8% bzw. +174).
Die Arbeitslosigkeit steigt in Niederösterreich aktuell in sämtlichen Branchen, wie unter anderem im Gesundheits- und Sozialwesen (+13,5%), in der Warenherstellung (+11,0%), im Handel (+7,5%) und im Bauwesen (+4,4%).
Stellenmarkt bricht ein
Ende November waren beim AMS NÖ 11.620 freie Stellen gemeldet und somit um 15,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften ist laut AMS Niederösterreich unterschiedlich. Es gibt wenige Branchen mit weiter steigender Arbeitskräftenachfrage, wie beispielsweise in den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (+54,4%). Starke Rückgänge sind in der Telekommunikation/IT (-43,8%), Verkehr/Lagerei (-26,6%) sowie im Bauwesen (-18,5%) zu beobachten.
„Es entstehen zu wenige Jobs und zu wenig Perspektive. Niederösterreich braucht Investitionen statt politischen Stillstand“, fordert SPÖ-Landeschef Hergovich.
SPÖ fordert Beschäftigungspakt statt Untätigkeit
Hergovich erneuert deshalb drei zentrale Forderungen des „Guten Plan für Niederösterreich“, einem im November vorgestellten Zukunftsprogramms, das sich für einen wirtschaftlichen Kurswechsel im Land einsetzt. Konkret fordert er:
- Zusätzliche Ausbildungs- und Qualifizierungsplätze in Zukunftsberufen
- Regionale Jobpakete in Bezirken mit besonders hohen Anstiegen
- Einen Stellenaufbau im Gesundheits- und Pflegebereich, wo hunderte Jobs sofort besetzbar wären, sowie ein Konjunkturpaket im geförderten Wohnbau
„Wir legen Lösungen auf den Tisch. Was fehlt, ist eine Landesrätin, die arbeitet. Niederösterreich braucht endlich eine aktive Arbeitsmarktpolitik – und nicht weiter Untätigkeit von ÖVP und FPÖ“, betont Hergovich abschließend.
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