Mit gerade einmal 29 Jahren wurde Peter Reitzner Bürgermeister von Wilhelmsburg. Knapp ein Jahr später blickt er auf intensive Monate zurück – und erzählt im Gespräch mit NÖ Aktuell, warum Politik und DJ-Pult mehr gemeinsam haben, als man denkt.
Vom Gemeinderat ins Bürgermeisteramt
Schon mit 18 Jahren stieg Reitzner in die Kommunalpolitik ein. Vom Gemeinderat führte sein Weg über den Stadtrat und das Amt des Vizebürgermeisters bis an die Spitze der Stadt. 2023 wurde er Bürgermeister von Wilhelmsburg – nicht ohne Zweifel: „Natürlich fragt man sich: Schaffe ich das? Bin ich bereit?“ Heute ist er überzeugt: „Lebenserfahrung misst man nicht am Alter, sondern an dem, was man erlebt hat.“ Und als Bürgermeister, sagt er, sei „einfach machen“ ohnehin tägliches Programm – „und zwar zu 120 Prozent“.
Altlasten beseitigen, Neues gestalten
Seine Amtszeit als Bürgermeister von Wilhelmsburg will Reitzner nutzen, um lang vernachlässigte Projekte endlich anzugehen. Ganz oben auf der Liste stehen die Sanierung der großen Turnhalle, der Ausbau der Kinderbetreuung und ein attraktiverer Hauptplatz. „Wir wollen Wilhelmsburg noch lebenswerter für Familien machen“, sagt er. Auch brachliegende Flächen sollen genutzt und neue Impulse für die Innenstadt gesetzt werden.
Dabei setzt Reitzner auf Transparenz und Austausch mit der Bevölkerung: „Informieren, informieren, informieren – das ist der Schlüssel.“ Ob auf Social Media oder im direkten Gespräch, er will zeigen, was läuft. Parteipolitische Taktik sei auf Gemeindeebene fehl am Platz. „Mir geht es ums Miteinander – nicht ums Gegeneinander.“
Zwischen Rathaus und DJ-Pult
Abseits der Politik ist Reitzner mit Herzblut Musiker. Als DJ legt er regelmäßig bei Vereinsfesten oder Gemeinde-Events auf – ehrenamtlich. „Musik war bei uns zu Hause immer präsent.“ Sein Jugendtraum war ein eigenes Tonstudio, heute ist das Auflegen sein Ausgleich. „Ich bin zwar kein Profi mehr, aber für mich ist Musik fast wie Meditation.“ Politik und DJing hätten mehr gemeinsam, als man glaubt: „Wer auflegt, muss die Stimmung im Raum spüren – Körpersprache lesen, flexibel reagieren. In der Politik ist das ganz ähnlich.“
Für ihn sei Politik wie ein großes Fest: „Man ist nicht immer der DJ – manchmal auch der Techniker oder der, der am Ende das Licht ausschaltet.“ Kritik an seinem musikalischen Engagement habe es nie gegeben. Im Gegenteil: „Die Leute kennen mich so – und nehmen das sehr positiv auf.“
Und wenn jemand meint, Bürgermeister und DJ passten nicht zusammen? „Regen und Sonnenschein passen auch nicht wirklich zusammen – aber gemeinsam ergeben sie einen Regenbogen.“
Für die Zukunft wünscht sich Peter Reitzner mehr Gestaltungsspielraum für Gemeinden – und privat: ein paar neue Ohren. „Die alten sind vom Sound schon etwas mitgenommen“, sagt er und lacht.