Niederösterreich erlebte 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen – begleitet von extremer Hitze, Trockenheit und einem verheerenden Hochwasser im September. Während Regionen wie das östliche Flachland unter 57 Hitzetagen litten, kämpfte das Kamptal mit Überschwemmungen und Milliardenschäden. Analysen zeigen zudem eine zunehmende Wasserknappheit, längere Vegetationsperioden mit Spätfrostgefahr und tiefgreifende Veränderungen für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Biodiversität. Die SPÖ Niederösterreich fordert mehr Maßnahmen von der schwarz-blauen Landesregierung.
Während der Klimawandel als globales Phänomen allgegenwärtig ist, macht er vor regionalen Grenzen nicht halt. Gerade Niederösterreich steht beispielhaft dafür, wie stark die Auswirkungen der Erderwärmung lokal variieren können. Analysen vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie der Klimarückblick Niederösterreich 2024 zeigen auf, wie unterschiedlich sich das Klima im Donauraum, Waldviertel, östlichen Flachland und den Ostalpen verändert – und was das für Natur, Landwirtschaft und Gesellschaft bedeutet. Zudem hat Greenpeace im Jahr 2024 analysiert, dass Österreich in der Zukunft mit einer Wasserknappheit zu kämpfen haben wird – und das vor allem in Niederösterreich.
Klimajahr 2024: Wärmerekorde, Hitze, Trockenheit und Extremwetter
Das Jahr 2024 markierte einen weiteren dramatischen Meilenstein in der Klimageschichte Niederösterreichs: Mit einer mittleren Temperatur von 11,1 °C (Abweichung: +3,2 °C) war es das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen – und übertraf damit sogar das bisherige Rekordjahr 2023 um 0,5 °C. Bereits der Winter 2023/2024 war außergewöhnlich mild – es folgten drei rekordwarme Jahreszeiten in Folge. Auch der Herbst zählte zu den zehn wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Besonders die östliche Landeshälfte hatte unter der ausgeprägten Sommerhitze mit bis zu 57 Hitzetagen und langen Trockenphasen zu leiden. Diese wurden zwar vereinzelt von Starkregenereignissen unterbrochen, dennoch dominierte die Trockenheit. Im September brachte ein Mittelmeertief schließlich gewaltige Regenmengen, die im Westen und Süden des Bundeslandes zu katastrophalen Überschwemmungen führten.
Jahrhunderthochwasser 2024: Schäden in Höhe von 1,3 Milliarden
Das verheerende Hochwasser im September 2024 in Niederösterreich war eines der schwersten Naturereignisse der letzten Jahrzehnte. Innerhalb weniger Tage fielen in Teilen des Landes bis zu 400 mm Regen – das Fünffache des üblichen Septemberniederschlags. Besonders betroffen war das Kamptal, wo der Fluss Kamp vielerorts über die Ufer trat und Gemeinden wie Hadersdorf, Gars und Langenlois bedrohte. Die Schäden beliefen sich auf rund 1,3 Milliarden Euro. Das Hochwasser führte eindrücklich vor Augen, wie verletzlich viele Regionen trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen geblieben sind. Seit der verheerenden Flut 2002 wurde zwar investiert, doch viele Orte standen erneut unter Wasser und Haushalte wurden zerstört. Expert:innen fordern mehr Raum für Flüsse durch Renaturierung und Rückhalteflächen, denn ohne grundlegenden Wandel in Klimapolitik und Infrastruktur droht die nächste Katastrophe nicht lange auf sich warten zu lassen.

Greenpeace-Analyse zeigt: Niederösterreich ist von Wasserknappheit in ganz Österreich am meisten betroffen
Der Klimawandel in Niederösterreich führt nicht nur zu steigenden Temperaturen, sondern auch zu häufigeren Extremwetterereignissen. Trotz Hitze wird gleichzeitig mit einer leichten Zunahme des Jahresniederschlags gerechnet – vor allem im Winter. Doch das ist kein Grund zur Freude, denn obwohl es etwas mehr regnen wird, verschlechtert sich der Wasserhaushalt insgesamt: Höhere Verdunstung, unregelmäßige Niederschläge und heftigere Starkregen belasten Böden und Gewässer. Besonders gefährlich sind diese Entwicklungen für Bodenerosion, Überschwemmungen und Hangrutschungen. Wasserarme Regionen wie das mittlere Waldviertel oder die Bucklige Welt geraten zunehmend unter Druck. Selbst in bislang wasserreichen Gebieten wie dem südlichen Wiener Becken zeichnen sich Probleme ab: Versiegende Quellen und sinkende Wasserstände in Flüssen wie der Donau gefährden langfristig sowohl die Versorgung als auch die Energiegewinnung durch Wasserkraft.
Sebastian Theissing-Matei, Wasserexperte bei Greenpeace Österreich, warnt:
„Glühende Hitze, ausgetrocknete Seen und Badeteiche, die sich in kleine Schlammlacken verwandeln. Die letzten beiden Sommer haben gezeigt, dass Dürren immer häufiger unser Land prägen. Davon sind auch immer mehr Felder betroffen, auf denen unser Essen wegen Wassermangel verdorrt.“
Greenpeace hat das verfügbare Grundwasser in Österreich analysiert und 471 Gemeinden identifiziert, in denen im Jahr 2050 ein besonders hohes Risiko für Wasserknappheit besteht. Diese liegen in Regionen, in denen in trockenen Jahren weniger Grundwasser verfügbar ist, als für die öffentliche Wasserversorgung, Industrie und Landwirtschaft benötigt wird. Das würde zu Konflikten um die Wassernutzung führen – insbesondere zwischen landwirtschaftlicher Bewässerung, Trinkwasserversorgung und industriellen Unternehmen. Mehr als die Hälfte der betroffenen Gemeinden – nämlich 288 – liegen in Niederösterreich.
Längere Vegetationsperioden – mehr Fluch als Segen
Die Erderwärmung verändert auch die Rhythmen der Natur. Eine deutlich verlängerte Vegetationsperiode kann der Landwirtschaft neue Möglichkeiten eröffnen: Frühere Aussaat und längere Erntezeiten sind möglich. So verschiebt sich der Vegetationsbeginn im östlichen Flachland durchschnittlich vom 13. März auf den 1. März. Im Waldviertel beginnt das Pflanzenwachstum künftig statt am 30. März bereits am 19. März.
Doch nicht alle Veränderungen sind positiv. Längere Wachstumsperioden erhöhen auch die Spätfrostgefahr, was besonders Forstwirtschaft und Obstbau unter Druck setzt. Im vergangenen Jahr führte das dazu, dass nach der extrem milden Phase von Anfang Februar bis Mitte April und der damit verbundenen weit fortgeschrittenen Pflanzenentwicklung ein Kaltlufteinbruch in der zweiten Aprilhälfte für große Schäden im Obst- und Weinbau sorgte. Zudem wird Wasser zum limitierenden Faktor. Hitzestress und zunehmende Dürreperioden beeinträchtigen vor allem Sommerkulturen wie Getreide. Die Bodenfruchtbarkeit leidet unter abnehmender Wasserspeicherung, Bodenerosion und Humusabbau.
Flora, Fauna und Forstwirtschaft in Niederösterreich im Wandel
Die Biodiversität Niederösterreichs steht vor massiven Veränderungen. Trockenresistentere Arten wie Eiche gewinnen an Bedeutung, während Fichten – bislang zentral für die Holzwirtschaft – unter der Hitze leiden und vom Borkenkäfer zunehmend geschädigt werden. Buchen, wie sie etwa im Wienerwald dominieren, könnten sich durch geringere Niederschläge stark zurückziehen.
Darüber hinaus breiten sich invasive Arten aus, die heimische Ökosysteme bedrohen und teils auch die menschliche Gesundheit gefährden – etwa das allergieauslösende Ragweed. Diese Entwicklung ist eine direkte Folge der gestörten klimatischen Balance.
Wegen Klimawandel in Niederösterreich: SPÖ fordert nachhaltigen Katastrophenschutz
Angesichts der verheerenden Hochwasserkatastrophe im Jahr 2024 kritisierte SPÖ-LAbg. Mag. Christian Samwald die aktuelle Landesregierung:
„Die schwarz-blaue Landeskoalition muss endlich begreifen, dass Renaturierung nicht nur ein geflügeltes Wort ist, sondern konkrete Maßnahmen braucht. Die Natur braucht ihren Raum!“
Die SPÖ Niederösterreich hat im November 2024 im Landtag gefordert, dass künftig 10 Prozent aller jährlichen Fördermittel des Landes – das entspricht rund 50 Millionen Euro – gezielt in nachhaltige Renaturierungs- und Hochwasserschutzprojekte fließen sollen. Samwald betont:
„ÖVP und FPÖ haben damals abgelehnt, was nichts anderes beweist, dass ihnen der Weitblick fehlt! Diese Investitionen schaffen Sicherheit, minimieren das Risiko zukünftiger Katastrophen und werten gleichzeitig die Lebensqualität und Naturräume in den Regionen auf! Gleichzeitig verhindert jeder investierte Cent in den Hochwasserschutz spätere Kosten bei der Beseitigung der Hochwasserschäden und Hilfszahlungen!“
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