Die separat geführten Deutschförderklassen in Österreich, die seit 2018/19 bestehen, stehen zunehmend in der Kritik. Auch in Niederösterreich zeigen sich negative Auswirkungen: Betroffene Jugendliche fühlen sich isoliert, verpassen wesentliche Lerninhalte und das Deutschlernen schreitet langsamer voran als erhofft.
Eine Studie der Universität Wien legt eine grundlegende Problematik des getrennten Sprachunterrichts offen: Schülerinnen und Schüler in Deutschförderklassen sind bis zu 20 Stunden pro Woche von ihren Mitschülern getrennt. Das führt zu einem Gefühl der Ausgrenzung und dazu, dass wichtige Inhalte des Regelunterrichts verpasst werden. Viele der betroffenen Jugendlichen berichten, dass sie dadurch immer weiter zurückfallen. Der Lernabstand innerhalb der Klasse vergrößert sich immer weiter und die Motivation leidet.
Lernförderklassen bremsen Integration: neue Studie der Universität Wien
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Universität Wien zeigen, dass die Trennung im Sprachunterricht nicht nur die Lernfortschritte der Schüler hemmt, sondern auch zu einer erhöhten Frustration und einem sinkenden Selbstwertgefühl führt. Diese Problematik macht deutlich, wie wichtig eine integrative Lernumgebung ist, um den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden.
Kritik an der ÖVP-FPÖ
Die Kritik an der derzeitigen Praxis richtet sich besonders an Einsparungen der ÖVP-FPÖ-Regierung im Schulbereich. 2018 wurden zahlreiche Maßnahmen getroffen, die Integrationsmaßnahmen im Schulbereich massiv einschränken. Der Vorwurf: Anstatt die Kinder individuell zu fördern, isoliert man sie vom Rest der Klasse und hält sie konstant auf einem niedrigen Bildungsniveau. Expertinnen und Experten fordern, dass Kinder mit Förderbedarf nicht isoliert, sondern in den Regelklassen und gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern unterrichtet werden sollten.
Integrativer Unterricht als Chance
Auch Pädagoginnen und Pädagogen setzen sich für mehr integrativen, gemeinsamen Unterricht ein. Ziel soll es sein, Kinder mit Förderbedarf durch gezielte Unterstützung in die Regelklassen zu integrieren, anstatt alleine zu lernen. Nur so können ein gemeinsames Miteinander und gelebte Integration gelingen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind zusätzliche finanzielle Mittel sowie spezialisierte Lehrkräfte erforderlich. Nur wenn eine individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler gelingt, verbessert sich die angespannte Situation in den Schulen.
Mehr Flexibilität für Schulen gefordert
Auch wenn die Situation in Niederösterreich weniger angespannt ist als in Wien, gibt es hier ebenfalls Herausforderungen. Nur eine flexiblere und bedarfsorientierte Deutschförderung kann Lernrückstände vermeiden und die Integration verbessern. Eine weitere Forderung: Schulen sollen mehr Autonomie bei der Mittelverwendung erhalten, um gezielt auf die Bedürfnisse ihrer Schüler einzugehen. Nur durch eine umfassende und integrative Förderung lässt sich der Grundstein für einen erfolgreichen Bildungsweg legen.
Dieser Artikel ist eine gekürzte Version eines Artikels auf Kontrast.at. Hier finden Sie die ungekürzte Langversion im Original.