Wer das Waldviertel besucht, spürt es sofort: Hier ticken die Uhren ein bisschen langsamer – und auch die Sprache hat ihren ganz eigenen Rhythmus. Zwischen Wäldern und Granitfelsen hat sich eine Mundart erhalten, die so eigen ist wie das Waldviertel selbst.
Der Dialekt verrät viel über die Mentalität der Menschen, die hier leben. Worte klingen rauer, Gesten sind direkter und zwischen den Zeilen schwingt oft mehr mit, als man im ersten Moment hört. Für viele Einheimische ist die Mundart ein Stück Heimat – ein sprachliches Erbe, das von Generation zu Generation weitergegeben wird und die Region unverwechselbar macht.
Wer aus der Stadt kommt, muss manchmal zweimal hinhören, um jedes Wort zu verstehen. Damit sich auch Besucherinnen und Besucher im Gespräch mit Einheimischen gut zurechtfinden, haben wir die schönsten Waldviertler Ausdrücke gesammelt.
Bacht
Bedeutung: Gebäck, Kuchenstück
Beispielsatz: „Gibt’s nochm Essen a Bacht?“
Bawlatsch
Bedeutung: in die Küche hineinragender Teil des Ofens
Beispielsatz: „Leg des Holz auf die zum Trocknen Bawlatsch.“
Dragatsch
Bedeutung: Schubkarren
Beispielsatz: „Schmeiß des Heu in den Dragatsch, dann samma glei fertig.“
Döllenk
Bedeutung: Tollpatsch
Beispielsatz: „Na du bist a rechter Döllenk – host scho wieda des Glasl umghaut!“
Eapfi
Bedeutung: Kartoffel
Beispielsatz: „Heit gibt’s g’schabte Eapfi mit an Gulasch.“
entn
Bedeutung: Dort drüben
Beispielsatz: „Schau, entn beim Zaun steht da Nachbar!“
hecka
Bedeutung: stechen
Beispielsatz: „De Wespe hat mi ordentlich g‘heckt!“
hidau
Bedeutung dorthin
Beispielsatz: „Geh hidau zum Stadl und bring ma den Kübl.“
Dosiger
Bedeutung: Einheimischer
Beispielsatz: „Nur a echter Dosiger woaß, wo’s die besten Eapfi gibt.“
nopfazzn
Bedeutung: einnicken
Beispielsatz: „I geh hoam, i bin scho am Nopfazzn.“
Schroin
Bedeutung: Erdklumpen, der ausschaut wie eine Kartoffel
Beispielsatz: „Hab ma dacht, i find no a Eapfi – war aber nur a Schroin.“
Weribari
Bedeutung: beeil dich
Beispielsatz: „Da Bus kummt glei, gib a weng Weribari!“
Der Waldviertler Dialekt ist kein Relikt vergangener Zeiten, sondern lebendiger Ausdruck regionaler Kultur. Er prägt das Miteinander, erzählt von Geschichte und Mentalität und bewahrt sprachliche Eigenheiten, die anderswo längst verschwunden sind. Wer ihn hört, erlebt ein Stück authentisches Niederösterreich, das zeigt, wie stark Sprache und Kultur miteinander verbunden sind.