Freiwillige Feuerwehren waren lange Zeit eine Männerdomäne – auch in Niederösterreich. Bis 1994 wurde Frauen die vollwertige Mitgliedschaft verweigert, obwohl sie bereits im Ersten Weltkrieg eine bedeutende Rolle im Brandschutz gespielt hatten. Heute hat sich das Bild deutlich gewandelt: Laut dem niederösterreichischen Landesfeuerwehrverband engagieren sich mittlerweile rund 11.500 Feuerwehrfrauen im Bundesland Niederösterreich.
Früher ausgegrenzt, heute anerkannt: Feuerwehrfrauen in Niederösterreich
Sie löschen gefährliche Brände, bergen verunfallte Autos und retten eingeklemmte Katzen: Die freiwilligen Feuerwehren. Damit sind sie ein wichtiger Pfeiler für das Zusammenleben in Niederösterreich. Umso eigenartiger erscheint es heute, dass Frauen im Bundesland lange Zeit offiziell von einer vollwertigen Mitgliedschaft ausgeschlossen waren.
Die Frauenfeuerwehr in Waidhofen an der Ybbs während des Ersten Weltkriegs
Dabei waren bereits im ersten Weltkrieg Feuerwehrfrauen in Niederösterreich aktiv. So etwa in Waidhofen-Stadt, wo es während des Ersten Weltkrieges eine Frauenfeuerwehr gab. Das fand Peter Greßl, ein Bezirkssachbearbeiter der Feuerwehr, heraus: „Der Erste Weltkrieg hatte natürlich auch Auswirkungen auf den Mannschaftstand der 46 Jahren alten Freiwilligen Feuerwehr Waidhofen. Aus dieser Notsituation heraus entstand die erste Frauenfeuerwehr der Stadt Waidhofen“, erzählt er.
Sogar der erste Einsatz dieser Feuerwehrfrauen ist verbrieft: Sie rückten aus, um einen Brand beim Gasthaus Forsterbach im Redtenbachtal in Waidhofen zu löschen. Eine Feuerwehrfrau hat damals diesen Einsatz mit Fotos und Informationen festgehalten. Nach dem 1. Weltkrieg wurden Frauen aber wieder aus den Feuerwehren gedrängt, weil viele Männer heimkehrten und die Brandlöscherinnen wohl nicht länger erwünscht waren. Das zeigt auch das Beispiel Waidhofen: Bei der 51. Mitgliederversammlung einer Feuerwehr am 12. April 1919 lag der aktive Mannschaftsstand bei 159 Männern.
Feuerwehrfrauen als „unechte Mitglieder“
Es dauerte dann bis zum 2. Weltkrieg, bis Frauen wieder in Feuerwehren aktiv werden konnten. Der Grund lag darin, dass erneut viele Männer an der Front kämpften und die Feuerwehren zu wenige Mitglieder zählten. Deshalb wurden zum Beispiel im Jahr 1944 zehn Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr in St. Peter in der Au dienstverpflichtet. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges drängten Männer die Frauen aber erneut aus den Organisationen zurück.
Danach konnten Frauen nur im Hintergrund für Feuerwehren aktiv werden. Als einige Jahrzehnte später zum Beispiel verstärkt Funkgeräte verwendet wurden, übernahmen Frauen Dienste in sogenannten Funk-Fixstationen. Ab 1973 wurden Frauen nun als sogenannte „unechte Mitglieder“ auf den Mitgliederlisten der Feuerwehren geführt – dieser neue Status hatte auch Versicherungsgründe.
Widerstand im Landesfeuerwehrverband
In den 1990er-Jahren wurde der Unmut in der Öffentlichkeit und feuerwehrintern stetig größer, dass Frauen offiziell keine vollwertigen Mitglieder sein konnten. 1992 nahm die Freiwillige Feuerwehr Kleinhöflein erstmals drei Frauen in ihre Reihen auf. Zuvor hatten 94 Prozent der Mitglieder dieser Ortsgruppe für die Aufnahme von Frauen in die Freiwillige Feuerwehr Kleinhöflein gestimmt. Dies geschah allerdings gegen den Widerstand des niederösterreichischen Landesfeuerwehrverbandes, der diese Aufnahmen ablehnte und lange nicht akzeptieren wollte.
Noch am 17. Mai 1994 stimmte der zuständige Landesfeuerwehrrat so etwa gegen die Aufnahme von Feuerwehrfrauen in Niederösterreich. Damals begründete er die Entscheidung mit dem damals geltenden Verbot von schwerer körperlicher Arbeit für Frauen sowie dem Verbot einer Tätigkeit im Gasrettungsdienst aus Dienstnehmerschutzbestimmungen.
Verband genehmigt Aufnahme erst 1994
Wenige Monate später, am 26. Juli 1994, lenkte der Landesfeuerwehrrat schließlich doch ein – angeblich nach Intervention der damaligen Landesregierung. Sie war nach einer Beschwerde aktiv geworden. Der Landesfeuerwehrverband genehmigte nun die Aufnahme von Frauen bei Freiwilligen Feuerwehren rückwirkend, sodass auch die weiblichen Mitglieder der FF Kleinhöflein offiziell anerkannt wurden. Von nun an stand die Tür für Frauen in niederösterreichischen Feuerwehren endlich offen – selbst, wenn viele männliche Kollegen dieser Entwicklung skeptisch gegenüberstanden. So wurden Frauen von vielen Kollegen lange belächelt. Über ihre Erfahrungen aus dieser Zeit und später erzählen drei Feuerwehrfrauen etwa im Podcast „Blaulicht-Helden“ (Folge 30).
Heute 11.500 Feuerwehrfrauen in Niederösterreich
Seit Jahren steigt der Frauenanteil in den freiwilligen Feuerwehren Niederösterreichs nun stetig an. Mittlerweile nehmen sie teils auch wichtige Positionen innerhalb der Organisationen ein. Historisch war zum Beispiel die Wahl der Freiwilligen Feuerwehr Hollenbach in Waidhofen/Thaya im Jahr 2017: Die Ortsgruppe bestimmte damals Maria Burggraf zur neuen Kommandantin. Sie war damals die erste gewählte Frau in dieser Position in ganz Österreich.
Heute sind Frauen damit längst zu einem unverzichtbaren Teil der Freiwilligen Feuerwehr geworden, selbst wenn die große Mehrheit der Feuerwehrleute noch männlich ist. Fast 11.500 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren Niederösterreichs sind weiblich, das entspricht zirka zehn Prozent der Gesamtmitglieder (105.285 Personen).
Es hat zwar sehr lange gedauert – heute allerdings sind Feuerwehrfrauen in Niederösterreich nicht mehr wegzudenken. Und ihre Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Wenn Sie relevante Informationen zum Artikel beitragen können, schicken Sie uns doch eine Mail!