Die Lebensmittelproduktion ist ein bedeutender Verursacher von Treibhausgasen. Umso wichtiger wird nachhaltiges Einkaufen – auch in Niederösterreich. Wie kann man den Alltag klimafreundlicher gestalten? Wir zeigen konkrete Möglichkeiten: von regionalen Greißlern bis zu plastikfreien Unverpackt-Läden.
Warum nachhaltiges Einkaufen in Niederösterreich immer wichtiger wird
Die Produktion von Lebensmitteln ist einer Studie zufolge für mindestens 15 Prozent des globalen Verbrauchs an fossilen Brennstoffen verantwortlich. Auch Lebensmittel, die in Supermärkten in Niederösterreich landen, legen häufig lange Transportwege zurück – und verursachen einen erheblichen CO₂-Ausstoß. Um das Klima und die Umwelt zu schützen, ist der Kauf regionaler Produkte deshalb besonders wichtig. Doch genau dieses Einkaufen vor Ort gestaltet sich in Niederösterreich oft schwierig.
Nahversorger verschwinden aus den Ortskernen
Denn in vielen Gemeinden verschwinden Nahversorger aus den Ortskernen und ziehen in Fachmarktzentren am Ortsrand. Es gibt sogar Gemeinden, in denen keine einzige regionale Einkaufsmöglichkeit zur Verfügung steht. Im Oktober 2024 verfügten 108 Gemeinden in Niederösterreich über keinen Nahversorger – betroffen waren 126.951 Menschen.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind engagierte Politik und lokale Eigeninitiative gefragt. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Gemeinde Weinburg im Bezirk St. Pölten. Weil große Supermarktketten kein Interesse daran hatten, eine Filiale vor Ort zu eröffnen, entstand dort ein Versorgungsengpass. Statt abzuwarten, wurde die Gemeinde selbst aktiv und gründete kurzerhand einen eigenen Supermarkt. Seit März 2021 betreibt die Gemeinde Weinburg erfolgreich eine ADEG-Filiale, die neben Lebensmitteln auch einen Postschalter und einen Bankomaten bietet – ein Modell für nachhaltige Nahversorgung im ländlichen Raum.
Greißler, Hofläden & Co: lokale Projekte mit Mehrwert
Nicht nur in Weinburg, in ganz Niederösterreich gibt es zahlreiche Initiativen, die nachhaltigen und regionalen Einkauf voranbringen. Ein Beispiel ist der Verein „ARGE CHANCE“, der im Hofladen des „Ökogarten Mödling“ Produkte aus eigener 1,5 Hektar großer Anbaufläche verkauft. Als sozialökonomischer Betrieb unterstützt das Projekt Arbeit suchende Menschen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt – ein Gewinn für Umwelt und Gesellschaft.
Auch der „Leonhardimarkt“ in Ollersdorf setzt konsequent auf Regionalität. Der Selbstbedienungsladen bietet eine breite Auswahl an Lebensmitteln direkt aus der Umgebung. Im angeschlossenen „Leo-Greißler“ können Besucher außerdem ein sorgfältig zusammengestelltes Frühstück genießen – ein Treffpunkt mit Mehrwert.
Nachhaltigkeit beginnt bei der Verpackung
Neben dem Fokus auf regionale Produkte gewinnt auch die Frage der Verpackung immer mehr an Bedeutung. Gerade in der Lebensmittelbranche dominieren nach wie vor Plastikverpackungen – trotz bekannter Probleme mit Mikroplastik und den Folgen für die Umwelt.
Eine aktuelle Studie zeigt, wie allgegenwärtig Kunststoffpartikel inzwischen sind: In 17 von 20 untersuchten alkoholfreien Getränken wurden Mikroplastik-Partikel nachgewiesen.
Unverpackt: Ohne Verpackungsmüll und Kunststoff einkaufen
Um dem entgegenzuwirken, entstehen immer mehr „Unverpackt-Läden“, die auf nachhaltige, plastikfreie Konzepte setzen und Verbraucherinnen und Verbrauchern eine umweltfreundliche Alternative bieten.
Das Ziel von Unverpackt-Läden ist es, vollkommen auf Plastik und problematische Verpackungsmaterialien zu verzichten. Lebensmittel, Haushaltswaren und Drogerieprodukte gibt es dort ohne Einwegverpackungen aus Kunststoff. Stattdessen werden Milch und Säfte in Mehrweggebinden (z. B. Pfandflaschen), Nudeln und Reis zum selbst Abfüllen oder Putzmittel in kompostierbaren Behältern angeboten.
Unverpackt-Läden im Marchfeld, in Scheibbs und in St. Leonhard
In Niederösterreich betreibt das Unternehmen „Unverpackt“ an mehreren Standorten Unverpackt-Läden. In Wittau, Reinsberg, Deutsch Haslau und in Wieselburg-Land ist es möglich, völlig plastikfrei einzukaufen.
„Jedes Produkt wird von uns nach Sinnhaftigkeit, Notwendigkeit und dessen Lieferumständen ausgesucht. Eine enge Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten ist uns sehr wichtig, um eine müllreduzierte und plastikfreie Zustellung zu garantieren. Wir von #UNVERPACKT AUSTRIA wollen euch zu einem bewussten Lebensstil inspirieren und erleichtern euch diesen mit unserem breit gefächerten und vielseitigen Sortiment”, so die Betreiber von „Unverpackt“ auf ihrer Website.
Ein ähnliches Konzept verfolgt „D´Greisslerei“ in St. Leonhard am Forst. Hier wartet ein besonderes Extra: Nach dem Einkauf kann man dort Kaffee, Kuchen oder kleine Speisen genießen.
Im Pielachtal: Lebensmittel retten mit Too Good To Go
Täglich landet eine Vielzahl an Lebensmitteln im Müll – ein großer Teil davon ist aber noch genießbar. Mit der App „Too good to go“ können diese gerettet werden. Die Idee ist simpel, aber effektiv: Teilnehmende Restaurants, Bäckereien und Supermärkte bieten überschüssige Lebensmittel oder fertige Mahlzeiten zu günstigen Preisen an.
In Niederösterreich gibt es im Pielachtal teilnehmende Betriebe, und das Angebot wird laufend erweitert. So funktioniert’s: Einfach ein Überraschungssackerl in der App reservieren und beim Betrieb abholen.
Teilen statt wegwerfen: Fair-Teiler und Foodsharing-Plattformen
Ähnlich wie „Too good to go“ funktioniert die Website Foodsharing.at. Die Idee besteht darin, Lebensmittel zu retten, bevor sie verderben. In sogenannten „Fair-Teilern“, das sind öffentlich zugängliche Kühlschränke, die Platz für Lebensmitteltausch bieten, können Lebensmittel abgegeben werden, die man selbst nicht aufbrauchen kann. Sie stehen zur freien Entnahme bereit – für alle, die Lebensmittel sinnvoll nutzen wollen. In Niederösterreich befinden sich diese „Fair-Teiler“ etwa im Sonnenpark in St. Pölten, in der Kirche St. Christoph in Baden oder in Zeiselmauer.
Um sich mit anderen Lebensmittelretterinnen und -rettern zu vernetzen, bietet die Plattform zusätzlich die Möglichkeit, lokale Foodsharing-Communitys zu kontaktieren. Solche Ortsgruppen gibt es beispielsweise in Amstetten oder St. Pölten.
Praktische Tipps für nachhaltiges Einkaufen in Niederösterreich:
- Vorräte prüfen und Einkaufslisten schreiben
- Fehlkäufe vermeiden
- Saisonalität und Regionalität beachten
- Lebensmittelherkunft kritisch hinterfragen
- Eigene Behälter mitbringen – so lässt sich Verpackungsmüll leicht vermeiden
- Lebensmittel für eine längere Haltbarkeit richtig lagern
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