Drei von zehn Schüler:innen in Niederösterreich haben im vergangenen Schuljahr Nachhilfe oder Lernhilfe benötigt. Besonders betroffen sind die Fächer Mathematik, Deutsch und Fremdsprachen. Für viele Familien wird die Unterstützung jedoch zunehmend zur finanziellen Belastung.
Hohe Kosten für Nachhilfe in Niederösterreich
Laut der aktuellen Nachhilfe-Studie des Sozial- und Meinungsforschungsinstituts IFES gaben niederösterreichische Eltern im Laufe des vergangenen Schuljahres insgesamt 25,1 Millionen Euro für bezahlte Nachhilfeangebote aus. Durchschnittlich beliefen sich die Kosten auf 790 Euro pro Kind. In Summe nahmen 54.000 Schüler:innen Nachhilfe in Anspruch – rund 31.000 von ihnen bezahlte Angebote, 14.000 nutzten schulische Lernhilfen und etwa 9.000 erhielten private, unbezahlte Unterstützung.
Ein Blick auf Österreich zeigt das Ausmaß noch deutlicher: 318.000 Kinder besuchten Nachhilfestunden – das sind 31 Prozent aller Schüler:innen. Weitere 45.000 Kinder hätten Unterstützung gebraucht, deren Eltern es sich nicht leisten konnten. Insgesamt geben Familien hierzulande rund 153 Millionen Euro pro Jahr für Lernhilfe aus.
Nachhilfe belastet Eltern finanziell und nervlich
Mehr als die Hälfte der betroffenen Eltern in Niederösterreich gab an, dass die Kosten spürbar bis stark belastend seien.
AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser betont: „Lernen und Üben muss in der Schule stattfinden und darf nicht von den zeitlichen und finanziellen Ressourcen der Eltern abhängen.“
Neben den finanziellen Belastungen kommt hinzu, dass 79 Prozent der Schüler:innen lernen zusätzlich regelmäßig mit ihren Eltern. Fast ein Viertel sogar täglich, weitere 20 Prozent zwei- bis dreimal pro Woche.
AK-Bereichsleiterin Ilkim Erdost erklärt: „Knapp drei Viertel der Eltern müssen regelmäßig mit den Kindern lernen – ein Zustand, der Eltern nervlich und zeitlich stark belastet.“
Mathematik am häufigsten betroffen
Besonders häufig wird Nachhilfe in Mathematik benötigt: 63 Prozent aller Maßnahmen betreffen dieses Fach. Dahinter folgen Deutsch sowie Fremdsprachen. Auch der österreichweite Vergleich bestätigt das Bild: In der Gymnasialen Oberstufe brauchen 35 Prozent der Schüler:innen Nachhilfe in Mathematik, in der Volksschule sind es immerhin 12 Prozent.
Höheres Schulbudget und Chancenbonus: Forderungen der Arbeiterkammer
Um Chancengleichheit im Bildungssystem zu gewährleisten, fordert die AK Niederösterreich daher:
- rasche Umsetzung des Chancenbonus für Schulen mit besonderen Herausforderungen
- mehr Personalressourcen, damit Unterrichtsstoff ausreichend erklärt und geübt werden kann
- Ausbau von Nachmittagsbetreuung und Ganztagsschulen mit qualifiziertem Personal
- höhere Budgets für Schulen, um Lernmaterialien bereitzustellen
- kostenlose Lerncamps in den Ferien sowie finanzielle Entlastungen wie Schulstartgeld und höhere Schüler:innenbeihilfen