Am 10. Oktober wird weltweit der Welttag der psychischen Gesundheit begangen. Der Aktionstag soll auf psychische Erkrankungen aufmerksam machen. In Niederösterreich kämpfen viele Menschen mit Stress, Erschöpfung und depressiven Symptomen – Frauen sind besonders häufig betroffen. Laut Daten der Österreichischen Gesundheitskasse ist die Zahl jener, die psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.
Strukturelle Ungleichheit als Belastungsfaktor
Frauen sind häufig stärker psychisch belastet, da sie neben Beruf und Haushalt oft auch die Hauptverantwortung für Kinderbetreuung und Pflege übernehmen. Zusätzlich sind sie im Berufsleben gefordert und bewegen sich in Rollenbildern, die sich nur langsam verändern. Finanzielle Unsicherheiten, Teilzeitjobs und geringere Einkommen verstärken das Gefühl von Abhängigkeit zusätzlich. Diese strukturellen Ungleichheiten schlagen sich zunehmend auch in der psychischen Gesundheit nieder.
Psychotherapeutin Manuela Fritz-Hauser bietet deshalb an den Standorten Mistelbach, Hollabrunn und Stockerau ein frauenspezifisches Psychotherapie-Angebot.
„Wenn wir die Lebensrealitäten von Frauen genauer betrachten, können wir sehen, dass diese geprägt sind von wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Überforderungen durch Mehrfachbelastungen… seien es Kinder, die Pflege der Schwiegermama und dazu der Haushalt und nicht zu vergessen dann noch der Job im Supermarkt beispielsweise“, so Manuela Fritz-Hauser.
20 Jahre frauenspezifische Psychotherapie
Der Verein Frauen für Frauen, den Fritz-Hauser als Projektleiterin betreut, bietet gemeinsam mit sieben niederösterreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen seit 2005 kassenfinanzierte Psychotherapie für Frauen. Die Österreichische Gesundheitskasse finanziert das Angebot – gemeinsam mit weiteren Gesundheitskassen. So haben Frauen und Mädchen seit 2005 kostenlosen und niederschwelligen Zugang zu frauenspezifischer Psychotherapie – und dies in ganz Niederösterreich.
„Wir haben zahlreiche Frauenleben in Niederösterreich in den letzten 20 Jahren mit dem Angebot „Frauenspezifische Psychotherapie“ bereichert, verbessert und sogar gerettet. Der bisherige Erfolg bestätigt die Bedeutung für die Zukunft: Frauenspezifische Psychotherapie muss ein unverzichtbarer Bestandteil niederösterreichischer Gesundheitspolitik bleiben. Dies gewährleistet definitiv ein „Mehr“ an Lebenschancen für Frauen in Niederösterreich.“ erklärt Manuela Kräuter, Geschäftsführerin des Vereins Frauen für Frauen.
Mehr Therapieplätze und bessere Rahmenbedingungen gefordert
Auch wenn das Angebot der frauenspezifischen Psychotherapie in Niederösterreich als Vorzeigemodell gilt, ist der Bedarf deutlich größer als die vorhandenen Kapazitäten. Rund 6.000 Stunden Psychotherapie werden jährlich an 20 Standorten angeboten – doch die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem. Immer mehr Frauen müssen auf einen Therapieplatz warten oder finden gar keinen. Expertinnen wie Manuela Kräuter fordern daher seit Längerem einen Ausbau der kassenfinanzierten Plätze sowie bessere Honorare und Arbeitsbedingungen für Therapeutinnen. Nur so könne gewährleistet werden, dass psychische Gesundheit nicht vom Einkommen oder Wohnort abhängt. Gleichzeitig brauche es mehr Bewusstsein in Politik und Gesellschaft, um frauenspezifische Themen auch in der Ausbildung und Forschung stärker zu verankern.
Hilfe in Niederösterreich: schnell, vertraulich und kostenlos
Frauen, die Unterstützung suchen, können sich anonym und kostenlos an eine der Frauen- und Mädchenberatungsstellen in Niederösterreich wenden. Dort erhalten sie neben psychotherapeutischer Hilfe auch psychosoziale Beratung, Unterstützung in Krisensituationen sowie Informationen zu rechtlichen und finanziellen Fragen.
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten finden Betroffene auf der Website des Vereins Frauen für Frauen Niederösterreich.