Der private Besitz von Waffen in Niederösterreich ist in den letzten zehn Jahren von rund 66.000 auf knapp 98.000 Personen gestiegen. Gleichzeitig stehen Fragen zur sicheren Lagerung und zum gesellschaftlichen Umgang mit Schusswaffen im Raum. Der folgende Artikel behandelt den Anstieg und wirft einen Blick auf Motive und Risiken von vermehrtem Waffenbesitz in Niederösterreich.
Der Trend zum privaten Waffenbesitz in Niederösterreich reißt nicht ab – im Gegenteil: Immer mehr Menschen besitzen Waffen, während gleichzeitig über strengere Gesetze diskutiert wird. Doch jenseits der rechtlichen Debatte wirft der stetige Anstieg an Schusswaffen auch sicherheitspolitische Fragen auf: Wer kauft diese Waffen – und wo werden sie aufbewahrt?
Zuwachs von fast 50 Prozent in zehn Jahren
Laut Innenministerium gibt es heuer in Niederösterreich knapp 98.000 Waffenbesitzer:innen – 2015 waren es noch rund 66.000. Das entspricht einem Zuwachs von fast 50 Prozent in zehn Jahren. Auch im Juni 2025 – dem Monat, in dem der Amoklauf an einem Gymnasium in Graz mit elf Toten stattfand – wurde ein weiterer Anstieg verzeichnet. Ein direkter Zusammenhang zu neuen Waffenbesitzer:innen lässt sich statistisch jedoch noch nicht belegen, da die Ausstellung einer Waffenbesitzkarte mehrere Wochen dauert.
Mehr als 400.000 registrierte Waffen in Niederösterreich
Ein anderer Wert zeigt die Dimension noch deutlicher: Im August 2023 waren in Niederösterreich 414.546 registrierte Waffen im zentralen Waffenregister eingetragen. Bundesweit liegt die Zahl aktuell bei etwa 1,5 Millionen registrierten Schusswaffen in Privatbesitz – Tendenz weiter steigend. In unserem Bundesland sind damit knapp ein Drittel aller Waffen in Österreich registriert.
Selbstschutz bleibt Hauptmotiv
Der Wunsch nach Sicherheit ist laut einer Studie des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) das Hauptmotiv für den Waffenbesitz. Besonders der Schutz von Haus und Familie wird genannt.
Trotz dieser Entwicklung berichten niederösterreichische Händler aber nicht von einem akuten Ansturm infolge der angekündigten Gesetzesverschärfungen. Auch die Wirtschaftskammer Niederösterreich bestätigt, dass keine Verkaufswelle erkennbar ist.
Gefährliche Aufbewahrung von Waffen in Niederösterreich – trotz Richtlinien
Während immer mehr Menschen Waffen besitzen, zeigt eine Umfrage des KFV, dass viele diese nicht sachgerecht lagern. Acht Prozent der Befragten gaben an, ihre Waffe unter dem Kopfpolster oder Bett aufzubewahren, vier Prozent im Nachtkästchen oder Schreibtisch. Orte also, die weder sicher noch gesetzeskonform sind. Das KFV und der Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ) mahnen daher eindringlich zur Einhaltung der Aufbewahrungspflichten. Waffen gehören in zertifizierte Tresore – nicht in die Lade neben dem Bett.
Die Folgen von Waffenbesitz: Tödliche Gewalt und Unfälle nehmen zu
Laut mehreren Studien steigt mit der Zahl an registrierten Schusswaffen auch das Risiko: Internationale Untersuchungen zeigen, dass in Haushalten mit Zugang zu Schusswaffen die Wahrscheinlichkeit für Suizide, Unfälle und tödliche Gewalt in Beziehungen deutlich erhöht ist. Fälle häuslicher Gewalt nehmen statistisch zu, wenn Waffen im Haushalt vorhanden sind. Frauen, deren Partner Zugriff auf eine Schusswaffe haben, sind laut Studien bis zu fünfmal häufiger von tödlicher Gewalt betroffen. Zudem belegen mehrere Analysen, dass ungesicherte oder leicht zugängliche Waffen besonders bei Kindern und Jugendlichen das Risiko für Unfälle massiv erhöhen.
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