Bereits seit Jänner 2020 werden die Beschäftigten im Rehazentrum Weißer Hof in Klosterneuburg im Ungewissen gelassen. Zuerst stand eine Schließung, nun seit vier Jahren die Privatisierung des Zentrums im Raum. Dies könnte negative Auswirkungen auf das Personal und die Qualität der Versorgung haben. Die SPÖ Niederösterreich fordert die Landesrätin Teschl-Hofmeister (ÖVP) auf, endlich Klarheit zu schaffen.
Es war der Jänner 2020, als Rudolf Silvan (SPÖ) eine parlamentatrische Anfrage an das Gesundheitsministerium schickt. Darin stehen mehrere Fragen die sich um die Zukunft des Rehazentrums Weißer Hof in Klosterneuburg drehen. Der Anfrage gingen einige Gerüchte um die Schließung des Zentrums voraus, welche mit dem Antwortschreiben bestätigt wurden. In den Medien landet die Thematik erst viel später. Erst im Dezember des gleichen Jahres, mitten in der Corona-Pandemie, kündigt die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) die geplante Schließung des Rehabilitationszentrums Weißer Hof in Klosterneuburg, Bezirk Tulln, an.
Ziel der Schließung sei es, stattdessen ein neues Zentrum in Wien-Meidling zu errichten.
Derzeit steht in Wien-Meidling ein Traumazentrum, das ausgebaut werden soll, sollte es zur Schließung des Weißen Hofs kommen. Silvan ist sich sicher, dass letzteres ein Fehler wäre.
Vielmehr wäre es
„schlüssig und sinnvoll, die Akutversorgung in Meidling zu sichern und den Weißen Hof als Langzeitreha im Grünen weiterzuführen. Der Weiße Hof ist auch ein einzigartiger Standort für Österreichs Behindertensportlerinnen und -sportler. Andreas Onea hat hier zum Beispiel während seiner Reha mit dem Schwimmen begonnen.“,
so Silvan.
Doch die Zukunft des Standorts in Klosterneuburg und die Auswirkungen auf Beschäftigte, Patienten und die regionale Versorgung bleiben bis heute ungewiss.
Kooperation soll Nutzung des Weißen Hofs vorerst sichern
Zwei Jahre vergingen, bis es im Oktober 2022 zu einer Einigung zwischen der AUVA, der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) und dem Land Niederösterreich kommt. Die Kooperation soll die Nutzung des Weißen Hofs als Zentrum für Rehabilitation und Übergangspflege vorerst gewährleisten. Seitens des Landes wurden 100 Pflegebetten, von AUVA und PVA je 25 Rehabilitationsbetten zugesichert. Doch endgültige Klarheit wurde auch damit nicht geschaffen. Die Gestaltung der langfristigen Nutzung, eine mögliche Privatisierung und die damit einhergehenden Auswirkungen auf das Personal blieben erneut offen.
Ungewissheit insbesondere für Personal belastend
Der SPÖ-Landtagsagsabgeordneter René Pfister hat daher nun eine Anfrage an Landesrätin für Bildung, Soziales und Wohnbau Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) gestellt, in der er die Darlegung der konkreten Ausgestaltung des künftigen Betriebs des Weißen Hofs fordert. Das umfasst die Klarstellung der konkreten Modalitäten und des Einflusses einer möglichen Privatisierung auf die Qualität der Versorgung und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Er befürchtet, dass „private Betreiber möglicherweise nicht in der Lage oder bereit sind, die spezialisierte und ressourcenintensive Versorgung aufrechtzuerhalten.“
Auch die Ungewissheit seitens der Beschäftigten, ob eine Übernahme durch einen privaten Betreiber Arbeitsplätze gefährden könnte, sei dringend zu klären.
Gesundheitsversorgung in Niederösterreich am Kipppunkt: SPÖ startet Petition
Eine mögliche Privatisierung hätte auch für Patientinnen und Patienten weitreichende Folgen, die dadurch immer weiter in Richtung private Krankenversicherung gedrängt werden würden. Die Gefahr einer Zwei-Klassen-Medizin droht.
Die Gesundheitsversorgung in Niederösterreich war zuletzt ohnehin öfter Thema mehrerer hitziger Debatten. Mitte Oktober wurde durch ein geleaktes Geheimpapier der ÖVP und FPÖ bekannt, dass gleich mehrere Spitalsstandorte in Niederösterreich geschlossen oder stark eingeschränkt werden sollen. Dies würde die flächendeckende Notfallversorgung in Niederösterreich gefährden und damit einen massiven Einschnitt in die Lebensqualität der Bevölkerung bedeuten. Eine Privatisierung des Weißen Hofs würde dieses Problem noch einmal verschärfen.
Die SPÖ Niederösterreich hat daher eine Petition zum Erhalt der Notfallversorgung gestartet. Darin werden nicht nur die Notfallversorgung in Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau sowie die Geburtenabteilung in Hollabrunn und das medizinische Zentrum in Gänserndorf zu erhalten. Auch bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Entlohnung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Spitälern werden als Bedingung für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in Niederösterreich genannt.