Von der kaputten Kaffeemaschine bis zur eingerissenen Jeans – in Niederösterreich erhalten immer mehr Alltagsgegenstände ein zweites Leben. In Repair-Cafés bringen Freiwillige defekte Geräte wieder zum Laufen – und setzen damit ein Zeichen gegen Ressourcenverschwendung. Wir stellen einige Initiativen in Niederösterreich vor.
Wiederverwenden statt Wegwerfen: Repair-Cafés in NÖ trotzen der Ressourcenverschwendung
Im Jahr 2024 wurden laut offiziellen Statistiken rund 157.437 Tonnen Elektroaltgeräte in Österreich gesammelt – das entspricht etwa 7.900 LKW-Ladungen voller Altgeräte. Dabei ist der Großteil dieses „Elektroschrotts“ noch reparierbar.
Doch warum landen so viele Geräte überhaupt im Müll? Ein wesentlicher Grund ist die sogenannte geplante Obsoleszenz: Hersteller entwickeln Produkte gezielt so, dass sie nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Das zwingt Verbraucherinnen und Verbraucher, Geräte früher zu ersetzen.
Genau hier setzen die Repair-Cafés an: Sie schenken defekten Geräten und alten Kleidungsstücken ein zweites Leben. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern wird geschraubt, gelötet und genäht. Bei Elektrogeräten ist die Erfolgsquote besonders hoch: In vielen Fällen funktionieren sie bereits nach wenigen Minuten wieder tadellos. Das schont Ressourcen und reduziert Müllberge.
Re-Use Austria: Das Netzwerk für Repair-Cafés seit 2017
Ein zentraler Motor dieser Bewegung ist der Verein Re-Use Austria. Das Netzwerk bündelt seit 2017 österreichweit Reparatur- und Wiederverwendungsinitiativen, liefert Hintergrundinformation, organisiert Kooperationen und gibt Förderimpulse.
Eine Erhebung des Vereins zeigt, dass allein im vergangenen Jahr durch Reparaturinitiativen ganze 67,5 Tonnen Abfall vermieden und 280,6 Tonnen CO₂-Emissionen eingespart werden konnten. Über 15.000 Geräte konnten österreichweit wieder funktionstüchtig gemacht werden.
„Hilfe zur Selbsthilfe“ – Repair-Cafés in Niederösterreich
In Niederösterreich unterstützen 14 verschiedene Organisationen mit ihren Repair-Cafés die Idee der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Freiwillige stellen ihr Know-how zur Verfügung, geben Reparaturtipps und sorgen dafür, dass Gebrauchsgegenstände länger leben. In Kooperation mit der Helvetia-Versicherung bietet der Verein zudem eine kostenlose Haftpflichtversicherung an.
„Die Vision: ein gutes Leben für alle mit geringstmöglichem Ressourceneinsatz. Repair Cafés sind eine wundervolle Möglichkeit, diesem Ziel näherzukommen, weil sie Menschen eine niederschwellige Möglichkeit geben, im Bereich Umweltschutz aktiv zu werden“, so Geschäftsführer Matthias Neitsch im Gespräch mit NÖ Aktuell.
Neben der ökologischen Wirkung spielt aber auch die Gemeinschaft eine zentrale Rolle: Bei Kaffee und Kuchen entsteht eine Atmosphäre des Austausches im Sinne von gelebter Nachhaltigkeit und Nachbarschaft.
St. Pöltens Repair-Café – „Hilfsmittel zur Förderung der Kreislaufwirtschaft“
Im Haus des Lernens in St. Pölten reparieren Freiwillige seit sieben Jahren regelmäßig: von Kaffeemaschinen über Staubsauger bis zu Werkzeugen. Das Angebot ist kostenlos, die Stimmung gemütlich. Etwa zehn bis zwölf Freiwillige helfen einmal im Monat rund 15 bis 25 Besucherinnen und Besuchern, ihre Geräte wieder in Schuss zu bringen.
„Oft sind es Kleinigkeiten – ein Wackelkontakt oder eine gelöste Schraube. In wenigen Minuten funktioniert das Gerät wieder“, erzählt Johann Lechner, Leiter der freiwilligen Initiative. „Uns geht es darum, die Reparaturkultur zu fördern und zur Kreislaufwirtschaft beizutragen. Wir sind keine Konkurrenz zu Betrieben – im Gegenteil, wir wollen, dass es mehr Reparaturwerkstätten gibt.“
Von Amstetten bis Wiener Neustadt: Reparieren an 16 Standorten in Niederösterreich
Auch die Volkshilfe Niederösterreich betreibt mit insgesamt 16 Repair-Cafés ein dichtes Netz an Reparatur-Angeboten in Niederösterreich. Von Amstetten über Krems und Hainfeld bis nach Loosdorf und Schwechat reicht das Angebot – und stellt in vielen Regionen eine wichtige Anlaufstelle dar. Alle Standorte in Niederösterreich finden Sie hier.
Neben Elektrogeräten werden in den Repair-Cafés auch Textilien, Fahrräder oder Möbelstücke wieder flottgemacht. Die entspannte Kaffeehaus-Atmosphäre lädt auch Besucherinnen und Besucher ohne Reparaturbedarf ein. Viele kommen einfach, um zuzuschauen, sich auszutauschen und Teil einer Gemeinschaft zu sein.
„Die Freiwilligen haben Freude daran, dass sie helfen können. Und weil es sich um ein Café handelt, gehört auch der gemütliche Teil mit Kaffee, Kuchen und Plaudern dazu. Da wird Einsamkeit durchbrochen“, berichtet die Leiterin des Freiwilligenservice der Volkshilfe Niederösterreich, Andrea Kahofer im Gespräch mit NÖ Aktuell.
Repair-Cafés in Niederösterreich zeigen, wie Nachhaltigkeit im Alltag aussehen kann: gemeinsam, praxisnah und mit Freude am Tun. Wer selbst anpackt, lernt, Dinge wertzuschätzen und hilft, Ressourcen zu sparen.









