In Österreich gibt es seit Jahren ein Bauernsterben: Immer mehr Kleinbauern und Familienbetriebe verlassen ihre Höfe. Das hängt mit unfairen EU-Förderungen zusammen, die sich Großkonzerne unter den Nagel reißen und mit Billig-Bauern aus dem Ausland, die unsere heimische Landwirtschaft gefährden. Eine Kehrtwende in der Agrar-Politik könnte sie noch retten, finden die SPÖ-Bauern in Niederösterreich. Sie wollen mehr Geld und Unterstützung für kleine und mittlere Betriebe, faire Politik auf EU-Ebene und mehr Anerkennung für die regionale Landwirtschaft.
Bauernsterben: Hofsterben trifft Familienbetriebe hart
Das Hofsterben in Österreich ist für Niederösterreich als traditionelles Bauernland ein großes Problem: Zwischen 2010 und 2020 hat sich die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Niederösterreich um 10 Prozent verringert. Unser Bundesland ist zwar immer noch das Bundesland mit den meisten Bauernhöfen in ganz Österreich. Trotzdem werden es von Jahr zu Jahr weniger.
Zahlen: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Das trifft vor allem bäuerliche Familienbetriebe hart: Denn die machen 93% der Landwirtschaftsbetriebe in Österreich aus. Mindestens vier von fünf Angestellten sind also bei den allermeisten Betrieben Familienangehörige. „Die bäuerlichen Familienbetriebe sind das Rückgrat unserer Landwirtschaft”, schlussfolgert auch Landtagsabgeordneter Rene Zonschits, Landwirtschaftssprecher der SPÖ NÖ. Genau dieses Rückgrat ist vom Bauernsterben in Niederösterreich aber besonders bedroht.
Unfaire EU-Förderung: Kleinbauern gehen leer aus, Agrarkonzerne sahnen ab
Das hat unterschiedliche Gründe. Ein großes Problem ist die Verteilung der EU Förderungen. Denn die EU fördert in ihrer gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) landwirtschaftliche Betriebe. Der Haken: Die Förderungssumme hängt von der Fläche des Betriebs ab. Dadurch ergibt sich eine unfaire Verteilung der Gelder.
Größe der landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich Stand 2020; Zahlen: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Denn ca. 38 % der Betriebe bewirtschaften unter 10 Hektar und gelten deshalb als Kleinbauern. Sie bekommen kaum Förderungen. Ca. 51% der Bauernbetriebe sind mittelgroße Betriebe, die zwischen 10 und 50 Hektar bewirtschaften. Sie profitieren oftmals von den Förderungen, aber nicht so stark. Nur ca. 11% der Agrarbetriebe werden von Großbauern auf einer Fläche von mehr als 50 Hektar bewirtschaftet. Sie bekommen aber mehr als die Hälfte vom Geld: Insgesamt 56% aller Förderungen gehen an Großbauern. Noch unfairer wird es bei den Agrar-Konzernen: Denn die 110 größten und reichsten Agrar-Unternehmen bekamen in den letzten Jahren insgesamt 7,8% aller EU-Förderungen in Österreich.
Top-Profiteure der Förderungen sind also Konzerne wie Agrarmarkt Austria, A1 und sogar Wolfgang Porsche. Kein Wunder also, dass kleinbäuerliche Familienbetriebe aussterben – sie werden von den großen Agrarkonzernen verdrängt, die zusätzlich Geld von der EU bekommen. Viele Kleinbauern können bei diesem unfairen Wettbewerb einfach nicht mehr mithalten und müssen ihre Höfe verlassen. Grund für das Bauernsterben in Niederösterreich ist also unter anderem die unfaire EU-Landwirtschaftsförderung.
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Nicht überall gibt’s gleiche Standards: Freihandel & Billigimporte setzen österreichische Bauern unter Druck
Doch nicht nur durch heimische Konzerne werden Kleinbauern verdrängt. Auch billige Importe aus dem Ausland gefährden unsere Landwirtschaft, die auf Familienbetrieben baut. Denn nicht überall gelten die gleichen Standards: In vielen Ländern außerhalb der EU dürfen Bauern Mittel wie spezielle Pestizide anwenden, die bei uns verboten sind. Oder sie haben kaum Vorgaben bei der Tierhaltung, weshalb sie Tierleid für die Produktion von Billigfleisch in Kauf nehmen. Wenn diese Agrar-Produkte bei uns importiert werden, haben die ausländischen Betriebe also oft einen Preisvorteil: Weil sie weniger auf Umwelt und Tiere achten, kosten ihre Produkte weniger – heimische Betriebe können da nicht mithalten.
Besonders werden heimische Kleinbauern durch sogenannte Freihandelsabkommen gefährdet – zum Beispiel das Abkommen “Mercosur”. Das steht für “Mercado Común del Sur”, übersetzt “Gemeinsamer Markt des Südens” und bezeichnet einen Vertrag zum freien Handel der EU mit Südamerika. Bei diesem Abkommen, gegen das sich die SPÖ-Bauern schon lange stark machen, würden vor allem billige Agrarprodukte wie Fleisch von den Südamerikanischen Großbauern in die EU importiert werden. Das würde die heimischen Betriebe aber enorm unter Druck setzen, weil sie mit diesen Preisen nicht mithalten können.
Ernst Wagendristel, Vorsitzender der SPÖ-Bauern Niederösterreich, will sich für einheitliche Qualitätsstandards auch auf EU-Ebene einsetzen und so das Bauernsterben in Niederösterreich beenden. Denn kleine und mittlere Bauernbetriebe sollen nicht von ausländischen Billig-Bauern oder heimischen Agrar-Konzernen verdrängt werden:
„Es kann nicht sein, dass heimische Betriebe strengere Auflagen einhalten müssen als Importprodukte. Wir fordern, dass in Österreich verkaufte Lebensmittel den gleichen Qualitätsstandards unterliegen – egal ob heimisch oder importiert! Zusätzlich braucht es eine gerechtere Verteilung der Fördermittel. Derzeit profitieren vor allem Großkonzerne. Wir fordern gezielte Unterstützung für kleine und mittlere Betriebe, Biolandwirte und Bergbauern!“
Mehr Geld & Wertschätzung für Kleinbauern: Einsatz gegen das Bauernsterben in Niederösterreich
Der Wert der heimischen Landwirtschaft ist hoch – viel steht also auf dem Spiel. Österreich ist gemessen an der bewirtschafteten Fläche das Land mit den meisten Bio-Bauern in der EU: Ungefähr 30% aller Betriebe sind Bio-Höfe. Unsere Bauern gehen also mit gutem Beispiel voran, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Hinzu kommen viele Bergbauern, die unter erschwerten Bedingungen traditionelle Landwirtschaft im Einklang mit der Umwelt betreiben. All das ist schützenswert.
Deswegen setzen sich die SPÖ Bauern in Niederösterreich für mehr Geld für kleine Bauernbetriebe ein und fordern, dass die regionale Landwirtschaft mehr gesehen und geschätzt wird – zum Beispiel indem gezielt mehr Lebensmittel aus der heimischen Landwirtschaft verwendet werden:
„Förderungen müssen bei jenen ankommen, die mit ihrer Arbeit für eine sichere und regionale Lebensmittelversorgung sorgen. Dazu gehört auch, dass verstärkt regionale Produkte in öffentlichen Einrichtungen wie Kantinen und Schulen eingesetzt werden“, so SPÖ-Landwirtschaftssprecher Rene Zonschits.

Auch wollen sie nach der Landwirtschaftskammerwahl familiengeführten Bauernbetriebe besser bei Neugründungen und Betriebsübernahmen helfen. Insgesamt wünschen sich die SPÖ Bauern, dass sich landwirtschaftliche Betriebe weniger mit Bürokratie und unfairer Konkurrenz rumschlagen müssen. Stattdessen soll die Politik sie dabei unterstützen, weiterhin die tolle Arbeit zu leisten, die sie jetzt schon tun: Heimische Landwirtschaft betreiben, die der Wirtschaft gut tut, dem Land, den Menschen – regionale Landwirtschaft, auf die Niederösterreich stolz ist.
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